Nnamdï

Please Have A Seat

Secretly Canadian/Cargo (VÖ: 7.10.)

Dass es neben Math-Rock auch Math-R’n’B gibt, zeigt uns der Einserschüler aus Chicago.

So, erst mal hinsetzen. PLEASE HAVE A SEAT fordert Nnamdï Ogobonnaya mit seinem vierten Album, damit er uns vorführen kann, was er draufhat. Und das ist nicht wenig, denn diese musikbesessene One-Man-Band schafft es mühelos und ohne zu nerven, 23 verschiedene Genres in einen Song zu zimmern. Der Opener „Ready To Run“, ein im Witch House verzaubertes Neo-Soul-Stück von höchster Intimität, führt erst mal auf die falsche Fährte.

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Denn was zunächst folgt, sind vier Songvignetten, mal Indie-Pop, mal Rap, mal smoother R’n’B, mal Prog-Rock, die uns innerhalb ihrer Zwei-Minuten-Grenzen mit je einer Überraschung erfreuen. Sei es mit einer neuen Melodie, einem beknackten Jingle oder wunderschönen Vocal-Harmonien. Und dann startet die Nnamdï-Show erst richtig durch. Wie etwa mit „Anxious Eater“, das zwischen Black-Midi-artigem Gniedelgitarren-Vollalarm und Auto-Tune-Soul seine Richtung achtmal ändert.

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Wenn es zu verkopft zu werden droht, sprudelt eine unwiderstehliche Hook aus seiner Ideenfontäne. Nur, um den Song dann um 360 Grad zu drehen. Alles selbst geschrieben, gespielt, gesungen, produziert – außer „Dedication“, auf dem er einige Gastsänger*innen beschäftigt. Sind das akademisch konstruierte Kompositionen? Oder Indie-Soulsongs für Hochbegabte? Von beidem etwas, Nnamdï ist ein virtuoser Verwirrer, der sich aus einem Supermarkt voller Zutaten bedient. Seine womöglich wichtigste: Humor. Den verliert er auf PLEASE HAVE A SEAT zum Glück nie.

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Autor: Michael Prenner