Jugendwort des Jahres: Wie „Smash“ im Deutschen eine neue Bedeutung bekam
Wörterbuch-Verlag ermittelt „Jugendwort des Jahres“. Mal Englisch, mal Landessprache. Eigenwillige Votings auf den Plätzen zwei und drei.
1979 hatte die Punkband The Damned eine Hitsingle namens „Smash It Up“ auf ihrem Album „Machine Gun Etiquette“. Ganz im Stil der damaligen wilden Zeiten forderten die Mannen um Vorturner Captain Sensible ihre Fans dazu auf, mit der vormaligen Ära der Hippies aufzuräumen. Wie bei The Damned eben üblich mit sarkastisch gefärbtem Unterton:
„Smash it up, you can keep your Krishna burgers! Smash it up, and your Glastonbury hippies! Smash it up, you can stick your frothy lager! Smash it up, and your blow wave hairstyles!”
43 Jahre später hat das englisch Verb „smash”, das als „smashed” auch als Adjektiv (= Im Sinne von: zerscheppert) zum Einsatz kommt, im fernen Deutschland eine andere Bedeutung eingehaucht bekommen – als „Jugendwort des Jahres“, das der Stuttgarter (Lexikon- und Wörterbuch-)Verlag Langenscheidt seit 2008 veröffentlicht. Eine clevere Marketing-Aktion, an der nach PR-Angaben hunderttausende „Voter“ teilnehmen.
Im neudeutschen Sprachraum soll „Smash“ mittlerweile soviel bedeuten wie „mit jemandem etwas anfangen“, „jemanden abschleppen“ oder auch „mit jemandem Sex haben“. „Smash“ als Subjektiv ist demnach ein heißes Girl oder ein heißer Boy, mit dem man sich auf ein kleines „Smash“ (= Tête-à-Tête) trifft.
Im Gegensatz zum erwachsenen Wort des Jahres werden für die Jugend-Wertung nur die Stimmen der 10- bis 20-Jährigen gezählt. Deren Quote lag laut Langenscheidt bei rund 77 Prozent. 2021 lag die Zahl der Gesamtstimmen bei rund 1,2 Millionen.
Während „smash“ dem Jahrzehnte-alten Trend zu Anglizismen im Deutschen folgt, erinnern die Plätze zwei und drei dann fast schon an die Wirtschaftswunder-Ära, als junge Frauen noch als „Backfische“ durchgegangen sind. Und der Erfolgskomiker Heinz Erhard „locker vom Hocker“-Pointen riss. Nummer 2 im Ranking ist demnach „bodenlos“ (= mies, unglaublich schlecht) mit 33 Prozent der ausgezählten Stimmen, auf der 3 folgt das – vergleichsweise konventionelle „Macher“; was wiederum klingt, als würde Marius Müller-Westernhagen noch mit „Pfefferminz bin ich dein Prinz“ durch die Düsseldorfer Altstadt ziehen. Wir lernen: Gesprochene Sprache oszilliert weiterhin munter zwischen Retro und Fantasy German.