Mona Mur
The Original Band (1984-86)
Play Loud!/Alive (VÖ: 2.12.)
Intensiver Westberlin-Punk/Wave.
Bisweilen, in der Rückschau, bin ich sehr dankbar für die weiblichen Role Models, die in der Punk- und Wave-Szene ab Anfang der Achtziger den Laden aufmischten. Starke, kühle Frauen wie Bettina Köster und Gudrun Gut (Malaria), Anja Huwe (X mal Deutschland) oder eben Sabine Bredy alias Mona Mur prägten durch androgyne Looks, dunkle Stimmen und eine Aura der Unnahbarkeit ein neues Bild von Weiblichkeit.
AmazonUmso überraschender, in welchem Ausmaß das Piepsige, Augenklimpernde und Softe heute wieder social media und Charts dominiert. Eindeutig ein Rückschritt. Die Musik dieser Künstlerinnen ist jedenfalls noch immer relevant, weil sie sich jeder Marktanpassung widersetzte und durch ihre Einzigartigkeit sogar international Beachtung fand. Jemand wie Nena griff lediglich ab, was damals an Mut und Frechheit vom Tisch krümelte und dampfte es auf duften Abgeh-Pop ein.
Nick Cave lässt grüßen
Nun wird eine frühe Studioaufnahme der Künstlerin Mona Mur mit Produzentenlegende Raymond „Nainz“ Watts erstmals veröffentlicht. Begleitet wurde sie dabei bis 1986 von ihrer Band Die Mieter, in der unter anderem Alex Hacke und FM Einheit von den Einstürzenden Neubauten spielten. Intensiv, mit düsterem Timbre, interpretiert sie, neben eigenen Stücken, einige Brecht/Weill-Klassiker (u.a. „Surabaya Johnny“). Musikalisch orientiert sich das Ganze am Sound der „Berliner Krankheit“, Nick Cave lässt grüßen.
Bredy arbeitet seit 1986 als Solokünstlerin, hat einige Alben veröffentlicht und nebenbei Karriere als Taekwondo-Sportlerin gemacht. Das passt, denn auch ihre Art, zwischen Punk und Chansonhaftigkeit zu changieren, hat etwas Kämpferisches und Konzentriertes an sich. Es lohnt sich, diese Musik neu zu entdecken.
Autorin: Rebecca Spilker