Mohsen Shekari wurde im Iran exekutiert – weiteren Rappern droht Hinrichtung
Mohsen Shekari war nicht nur einer von mehreren Rappern, die sich für die Proteste im Iran starkmachten. Der Iraner ist nun das Opfer der ersten offiziellen Hinrichtung des iranischen Regimes seit Beginn der Proteste im September.
Seit dem Tod von Mahsa Amini am 16. September, die in Folge von Polizeigewalt starb, nachdem sie von der Sittenpolizei verhaftet wurde, weil sie gegen die dortigen Kleidungsvorschriften verstoß, wurden die Proteste immer größer und lauter. Viele Menschen vor Ort und weltweit machen sich für Menschenrechte im Iran stark und so auch immer mehr Rapper. Einer der Demonstranten war Mohsen Shekari. Er wurde am Morgen des 08. Dezember exekutiert, nachdem er am 25. September in Teheran festgenommen wurde.
Dem 23-jährigen Rapper wurde „Moharebeh (Feindschaft gegen Gott) durch [das] Ziehen einer Waffe in der Absicht zu töten und Terror zu verursachen und der Öffentlichkeit der Freiheit und Sicherheit zu berauben, vorsätzliche Verletzung eines Basidsch-Offiziers im Dienst mit einer kalten Waffe, Blockierung der Sattar-Khan-Straße in Teheran und Störung der nationalen Ordnung und Sicherheit“ vorgeworfen, wie die Organisation „Iran Human Rights“ aus Oslo berichtete. Mohsen Shekari wurde für 75 Tage festgehalten und ihm wurde ein Anwalt oder jegliche andere Form eines rechtskräftigen Prozesses verwehrt. In einem Video, das die Nachrichtenagentur „IRGC’s Fars“ wenige Stunden vor seinem Tod teilte, hat man ihn mit Verletzungen im Gesicht gesehen.
Mindestens elf weitere Personen sind zu einer Todesstrafe verurteilt worden, für Dutzende Weitere ist eine Todesstrafe vorgesehen. Menschenrechtler*innen schätzen, dass seit Beginn der Proteste über 470 Demonstrant*innen ermordet und über 18.000 Menschen verhaftet wurden. Auch die beiden Rapper Toomaj Saleri und Saman Yasin sind für „Moharebeh“ angeklagt und sehen der Todesstrafe entgegen.
Shervin Hajipour wurde am 29. September festgenommen, weil er zwei Tage zuvor ein Lied zu den Protesten veröffentlichte. Am 04. Oktober wurde er gegen Kaution freigelassen. Sein Song „Baraye“ wird von vielen als Hymne des Protests gesehen. Am 09. Oktober etwa postete Ben Salomo eine deutsche Version des Songs auf Instagram.
Yasin wurde am 02. Oktober ebenfalls in Teheran festgenommen, weil er mit einer Pistole dreimal in die Luft geschossen haben soll. Laut Berichten (17. November) wurde ihm zu Prozessbeginn am 29. Oktober verwehrt, seinen Anwalt zu wählen und seine Familie hat bisher nur ein einziges Mal mit ihm telefonieren können.
Die deutsch-iranische Journalistin Gilda Sahebi teilt ein Video der Mutter von Saman Yasin, die um Hilfe für ihren Sohn bittet: „Mein Sohn ist Künstler, kein Krawallmacher. Ich flehe sie an, als Mutter mit einem gebrochenen Herzen. Bitte stoppen Sie die Hinrichtung meines Sohnes“ und fragt: „Wo in der Welt wird man zum Tode verurteilt, weil man eine Mülltonne [angezündet] hat?“
Das gleiche Video von Yasins Mutter wurde zusätzlich mit Untertiteln auf Reddit gepostet. Die Person, die das Video dort hochgeladen hat, schrieb in die Kommentare: „Um ein gezwungenes Geständnis zu bekommen, wurde Saman für drei Tage in einem kalten Raum festgehalten. Er wurde mit den Armen hinter dem Rücken mit Handschellen gefesselt und mit Fußfesseln in Einzelhaft geworfen.“
Toomaj Salehi wurde am 30. Oktober festgenommen, nachdem er am 28. Oktober in einem Interview mit dem kanadischen Nachrichtensender CBC erzählte, die Proteste würde weitergehen, egal was passiere. „In der Vergangenheit zögerten die Regimekräfte manchmal ein wenig oder reagierten später, bevor sie Frauen schlugen, aber jetzt sehen wir, dass es ihnen wirklich egal ist“, sagte er in dem Interview außerdem. Auch Salehi setzte sich in seinen Liedern und bei den Protesten vor Ort für die Menschen im Iran ein. Ihm wurde ebenfalls die Wahl seines Anwalts verweigert und seine Familie konnte keinen Kontakt zu ihm aufnehmen, da sie von der Regierung belogen wurden.
Eine Petition für seine Freilassung hat auf change.org aktuell über 370.000 Unterschriften.