Young Fathers
Heavy Heavy
Ninja Tune/Rough Trade (VÖ: 3.2.)
Das schottische Trio umarmt das Chaos mit seinem Hyper-Hop.
Wenn eines von einem neuen Album der Young Fathers zu erwarten ist, dann ist das eine fachmännisch durchgeführte Reizüberflutung. Auch auf Album Nummer vier ist den drei Schotten Alloysious Massaquoi, Kayus Bankole und G. Hastings eine solche gelungen: Komplett in Eigenregie produziert, umarmt HEAVY HEAVY das Chaos, statt es bändigen zu wollen.
AmazonUm HipHop, einem dem Trio oft zugeschriebenem Genre, handelt es sich nur in kleinen Dosierungen, eher womöglich um einen neuen schottischen Afrofuturismus: In „Rice“ oder dem auf Hochtouren galoppierenden „Drum“ werden polyrhythmische, von Afrobeats inspirierte Donnerwetter entfacht, flankiert von gospelartigen Gesängen. Klingt, als ob sich die einst großartigen TV On The Radio in der Gummizelle austobten. Ein gängiges Konstruktionsprinzip: Fast jeder Song ist am Ende etwas anderes als zu Beginn. Die Stücke nehmen in ihrem Verlauf Ballast auf, verdichten sich zum Ende hin, bis sie sich in Bombast suhlen.
Die Single „I Saw“ etwa endet in hymnischer Glorie. Album-Closer „Be Your Lady“ macht sich das Chaosprinzip dann komplett zu eigen, irgendwann steht man vor einer sinfonischen Wall-of-Voices, die einem 33 Bandmitglieder suggeriert. Oder werden gerade sieben Platten gleichzeitig abgespielt? Das Trio will bisweilen ein Quäntchen zu viel, trägt einen Ticken zu dick auf. Aber so erfindet es, ganz nebenbei, aufregende neue Sounds.
Autor: Michael Prenner