Belle & Sebastian
Late Developers
Matador/Beggars (VÖ: 13.1.)
Pop minus Melancholie: Die Indie-Größen entfernen sich mehr und mehr von ihrer kreativen Mitte.
Chef-Songwriter und Sänger Stuart Murdoch ist ein Mensch, der seine Energie sehr genau einteilen muss. Der Glasgower leidet unter chronischer Müdigkeit, erkrankt häufig, weiß aber damit umzugehen: Auf smartes Pausenmanagement kommt es an! Dass Belle & Sebastian nun zu Beginn 2023 und nur wenige Monate nach A BIT PREVIOUS ein neues Album nachlegen, überrascht, belegt aber vor allem die Effizienz der Gruppe, die sich – auch damit konnte zu Beginn der Karriere Mitte der 90er-Jahre niemand rechnen – vom verschreckten Kammerorchester zu einer selbstbewussten Indie-Pop-Revue-Band entwickelt hat.
Dass Belle & Sebastian auf der Bühne Spaß machen und Spaß haben, wird auf den Alben zu einem Problem. Die Gruppe verliert mehr und mehr das Interesse daran, die federnden, hypermelancholischen Indie-Folk-Zartheiten zu schreiben, für die Belle & Sebastian geliebt wurden. Auf LATE DEVELOPERS gibt es mit „When The Cynics Stare Back From The Wall“ nur ein Lied dieser Art, es kommt an zehnter Stelle, da hat man sich als Hörer*in bereits durch Soul-,Rock- und Psych-Elemente sowie das Pop-Konstrukt „I Don’t Know What You See In Me“ gekämpft, das nach Gruppen wie Savage Garden oder Michael Learns To Rock klingt, bei denen man gar nicht weiß, ob sie auch eine Existenz abseits des Formatradios besitzen. So saudoof es auch ist, einer Band die Weiterentwicklung vorzuwerfen: Schad is scho.