Das Internet rätselt über Kanye Wests Verschwinden und Wieder-Auftauchen


Zuletzt wurde viel über ein mögliches Verschwinden des Rappers spekuliert. Jetzt wurde er angeblich gleich zweimal gesichtet. Das wirft neues Licht auf seine mutmaßlichen juristischen Probleme und den Umgang mit dieser, nun ja, polarisierenden und zuletzt vor allem antisemitischen Figur. Eine kurze Zusammenfassung.

Die vergangenen Monate des Kanye „Ye“ West waren selbst für ihn ein Tiefpunkt der Negativ-Schlagzeilen. Seinem zuletzt schmerzhaft aggressiven Antisemitismus setzte er mit einer positiven Bezugnahme auf Adolf Hitler die Krone auf. Danach ließ die Berichterstattung jedoch nach. Vielleicht war es schlicht zu viel.

Wo ist Kanye West?

Es könnte aber auch an West selbst liegen: In den vergangenen Wochen soll er untergetaucht sein. Seit Ende 2022 wurde immer wieder berichtet, der Rapper sei nicht aufzufinden. Auch von einer ausstehenden Klage ist seitdem die Rede. Einer seiner ehemaligen Manager hatte sie eingereicht. Thomas St. John, der als Financial Advisor für West gearbeitet hat, hatte angesichts des Risikos, das mit dem Klienten einhergeht, mit ihm einen für 18 Monate garantierten Vertrag unterschrieben. Die monatlich garantierte Pauschale belief sich wohl auf 300.000 Dollar. Nach drei Monaten hatte West den Vertrag gekündigt, ohne zu zahlen.

Um die nun angestrebte Schadensersatzklage St. Johns über 4,5 Millionen Dollar bearbeiten zu können, muss das zuständige Gericht sie West allerdings erst zustellen. Dies sei bisher nicht erfolgreich gewesen. Weder an seiner Wohnadresse noch über mehrere E-Mail-Postfächer schien West erreichbar zu sein. Dies und die merkwürdige Stille haben die Spekulationen über ein Untertauchen entstehen lassen.

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Fotos vor einer Kirche und ein Festival in Ghana

Inzwischen sind Fotos des Rappers aufgetaucht, die ihn vor einer Kirche zeigen. Ein User der Plattform Reddit hat sie dort veröffentlicht.


Weder Ort noch Datum ihres Entstehens sind aber gesichert. Außerdem postete die Instagram-Seite @blacvolta, West und sein Team hätten eine Party im Rahmen des „Black Star Line Festival“ in Accra, Ghana besucht.

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Das Festival wurde von Chance the Rapper und Vic Mensa ins Leben gerufen. Beide kommen, ebenso wie West, aus Chicago und haben in der Vergangenheit mit ihm zusammengearbeitet. Was der Geschichte eine gewisse Glaubwürdigkeit verliehen hat. Nachdem das Festival am 6. Januar 2023 stattgefunden hat, sind jedoch weder Bilder noch Videos von West aufgetaucht. Auch ein Auftritt scheint nicht stattgefunden zu haben. All dies heizt die Spekulation darüber, ob „Ye“ sich den juristischen Konsequenzen seiner Handlungen entziehen will, natürlich an.

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Was bleibt

Während die juristische Seite dieser Geschichte sich weiter entwickeln wird, kann auf den Umgang mit Wests Abtauchen schon jetzt ein vorsichtiger (Rück-)Blick geworfen werden. Die Leere aka Ruhe, die Kanye Wests plötzliches Verschwinden aus der Öffentlichkeit hinterlassen hat, ist offensichtlich spürbar. Sie ist auch Zeichen dafür, dass die übertriebene Nähe zu allem, was er tat und sagte – nicht erst in den vergangenen Monaten –, den Mythos des Rappers aufgeblasen und gleichzeitig vernichtet hat. Diese Nähe und Aufregung war – die Interviews, die er während der Hochphase seiner bekannten psychischen Erkrankung gegeben hat zeugen davon-, maßgeblicher Bestandteil seines Appeals. Kanye West war eine transformative Figur. Ohne ihn sind viele heutige Aspekte von Mode, Musik und Prominenz an sich nicht oder anders zu denken. Und dann war er weg.  Das Foto vor der Kirche ist, in seiner Obskurität und wirklichen schlechten Bildqualität, die bleibende Aussage. Kanye ist sicher irgendwo, aber wir kommen nicht mehr an ihn ran.

Dies gilt selbstverständlich nicht für die politischen Folgen seiner Entwicklung und seines zeitweisen Rückzugs aus der Öffentlichkeit. Seine Entwicklung ist laut Wiesenthal-Zentrum der schlimmste antisemitische Vorfall des Jahres 2022. Alles, was West in Zukunft wieder auf der Bildfläche erscheinen lassen wird, muss vor diesem Hintergrund betrachtet werden. Das Kirchen-Foto ist vielleicht auch sinnbildlich für seine zukünftige Prominenz. Es fühlt sich an wie irgendwo tief im Inland der USA. Ein gefeierter Megastar ist West, der in den Nullern prägende Alben aufnahm und produzierte, schon lange nicht mehr. Er wird es nun niemals wieder werden.