Symba
Symba Supermann
Symba/Columbia/Sony (VÖ: 27.1.)
Der Berliner pflückt Deutschrap-Klischees – und rupft den Strauß gehörig durch.
Dass Symba die neue wichtige Stimme im deutschen Rap wird, das ist jetzt schon länger kein Geheimnis mehr. Er selber scheint das auch mitbekommen zu haben: SYMBA SUPERMANN heißt das Debütalbum des Berliners, das aber nach einem Sack Singles seit 2019 und der sieben Songs starken „Teamboys undso“-EP von 2021 jetzt nicht mehr der große Hierkomm-ich-Moment des Künstlers, der bürgerlich Sylvain Mabe heißt, ist, sondern eher die Konsolidierung des bislang Erreichten.
Und so hört es sich auch an: Das Experimentelle in Produktion, Rap-Skills und Text wird etwas zurückgefahren, aber dafür schlendert der auch als Schauspieler und Regisseur reüssierende Rapper umso souveräner über seine Spielwiese, auf der er lustvoll aktuelle HipHop-Klischees pflückt, aber den Strauß dann gehörig rupft. Hört man nur oberflächlich hin, erstaunen immer noch die gewagten Stotter- und Stakkato- Tricks, die Tempowechsel und Binnenreime über saumäßig smoothem Trap, der sich gekonnt auch mal an guten alten G-Funk anlehnt.
Nie selbstvergessen, nie einfach nur Party und nie zu einfach gestrickt
Aber genauer betrachtet, taucht hinter dem Marken-Gedroppe von Gucci über Mercedes bis zu Fila ein differenzierter Charakter auf, der zwar im schicken roten Sportwagen vorfährt, aber im gleichen Atemzug zugibt: „Symba hat kein’ Führerschein“. CBD und CDU kommen im gleichen Song vor, gekifft wird ständig, Köfte werden gegessen, der Alltag ist eben Alltag, aber langsam muss man sich halt auch damit beschäftigen, dass es nicht immer so weiter gehen kann: „Auf einmal soll ich dann erwachsen sein / Ich weiß doch gar nicht, was das heißt, Digger / Die Welt da draußen kann belastend sein“, rappt, Nein: eher singtschmachtet Symba, als wolle er auch noch den deutschen Soul renovieren in „Leben ist gefährlich“, das wie einst Marterias „Kids (Finger an den Kopf)“ eine Generation und all ihre Zweifel einfängt.
Doch Symba hält das alles in der Schwebe: Ja, klar, das ist ein Coming-of-Age-Album, der Abschiedssong „Bücherwurm“ klingt wie ein Eintrag ins Poesiealbum, aber den echten Swag hat halt ein Mr. Bean. Nie kann man Symba vorwerfen, zu analytisch zu werden, nie ist er selbstvergessen, nie einfach nur Party und nie zu einfach gestrickt, nie ironisch und nie nimmt er sich zu ernst. Geht das? Geht. Wenn man so verdammt schlau ist.