Torsun & The Stereotronics
SONGS TO DISCUSS IN THERAPY
Audiolith/Broken Silence (VÖ: 12.5.)
Album jetzt kaufenIm Rave-Elektro-Punk gluckert und klötert es wie im Kinderzimmer einer ausgedachten Jugend.
Ach, der tolle Torsun Burkhardt. Noch bevor ich seine ehemalige Band Egotronic kennenlernen durfte, begeisterte mich seine „Büttenrede zu Dresden“ auf YouTube, zum Bombenangriff auf Dresden von 1945 und dessen Rezeption durch Opferkultler aller Couleur und Pegida Aktivist:innen. Ein Meisterwerk, auch dichterisch. Egotronic, jene flirrende Berliner Elektropunk-Band, die sich 2022 nach 20 Jahren endgültig auflöste, war politisch hochaktiv.
AmazonLinkstheoretisch und -praktisch unterwegs, spielte sie sowohl auf der Klaviatur des Punk als auch des gepflegten Gameboysounds, was ungeheuer generationsübergreifend wirkte. Nun ist Torsun, zusammen mit seiner Frau Sina Synapse und einem weiteren Mitstreiter als Torsun & the Stereotronics unterwegs und schreibt die Geschichte seines persönlichen Musikkosmos weiter.
Man möchte sowohl im Pyjama als auch im Glitzerdress zu dieser Musik tanzen
SONGS TO DISCUSS IN THERAPY modelliert eine ausgedachte Jugend zurecht, die wir alle nicht wirklich einordnen können, weil eigentlich zu alt. Der Rave-Elektro-Punk gluckert und klötert wie in einem Kinderzimmer von eigentlich schon Pubertierenden, die immer noch in ihrer Naruto-Bettwäsche schlafen wollen. Man möchte sowohl im Pyjama als auch im Glitzerdress zu dieser Musik tanzen.
Das Ganze ist phasenweise so 90er, dass einem die Tränen kommen, aber nicht nur. Sina Synapse bringt durch ihren feenhaften Gesang immer wieder heutige, melancholische Elemente ins Spiel, und man ist gerührt, wenn sie sagt: „So hat sich alles verschoben. Zum Glück nimmt er keine Drogen. Mehr.“ In seiner Konsequenz erinnert das Album an Jeans Teams ALKOMERZ, es will aber mehr. Es will Feelings und Liebe und Schönheit!