Album der Woche

Arlo Parks

MY SOFT MACHINE

PIAS/Transgressive/Rough Trade (VÖ: 26.05.)

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In der so komplexen wie präzisen Alltagspoesie des Songwriter-Pop der Britin lauern die ganz großen Gefühle.

Arlo Parks ist erst 23 Jahre alt. Dies nur als Information gleich mal zu Beginn, denn die Engländerin mit französischen Wurzeln hat schon erstaunlich viel geschaft für so ein Kükenalter. Ihr Debütalbum COLLAPSED IN SUNBEAMS aus dem Jahr 2021 wurde mit Lob überschüttet, Schriftsteller:innen wie Zadie Smith priesen ihr Riesentalent als Texterin, auch Billie Eilish outete sich als Fan, und Parks gewann auf Anhieb den renommierten Mercury Prize, nach dem im englischsprachigen Raum jede:r Musiker:in lechzt.

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Was man als Geheimtipp so zu erledigen hat, gerade auch im Alternative-Bereich, das hat die britische Künstlerin also schon abgeliefert. Jetzt soll die Weltkarriere folgen, und das Nachfolgealbum MY SOFT MACHINE setzt daher zwar konsequent fort, woran Parks seit Jahren arbeitet, diesmal aber auf eine etwas zugänglichere, rhythmischere Art.

Unter zuckerpoppigen Sounddecken lässt sie Herzschmerz und Ängste wabern

Parks hat den Markt im Auge, keine Frage, dient sich ihm aber nicht buckelnd an. Mit beeindruckender Lockerheit floated Parks auf MY SOFT MACHINE durch kurze, meist schwierige Episoden ihres bisherigen Lebens. Themen wie Mental Health und Natur werden mit großer Offenheit verhandelt und die erste Singelauskopplung „Weightless“ hat sich bereits als auffallend radiotauglich erwiesen. Der Ohrwurm stört nicht weiter beim Frühstücken oder Autofahren (man kann ihn sofort mitsingen, meint, ihn schon lange zu kennen).

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Er entpuppt sich aber bei genauerem Hinhören als ein interessantes Reflektieren über ein Dating-Phänomen unserer Zeit, das sogenannte „Breadcrumbing“ nämlich. Hierbei wird in der Kennlernphase der jeweils stärker verliebten Person immer mal wieder ein „Krümelchen“ in Form eines Emojis oder eines Whatsapp-Kompliments zugeworfen, um sie bei der Stange zu halten, bis sich was Besseres findet.

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Offensichtlich vor Kurzem selbst aus dieser manipulativen Gemengelage entkommen, schrieb sich Parks also ihren eigenen Befreiungshit. Und das ist das, was sie auf diesem Album grundsätzlich mit großer Souveränität macht: Unter zuckerpoppigen Sounddecken lässt sie Herzschmerz und Ängste wabern. Denn ihre Stücke sind Alltagssoundtracks und gleichzeitig als Kurzgeschichten lesbar. Man sollte sie also in ihrer Komplexität nicht unterschätzen.

Sie hat Songwriting verstanden, und kann verschiedene Stile einordnen und brechen

Die Frau hat einfach schon viel gelesen und erlebt, sie hat Songwriting verstanden, und kann verschiedene Stile einordnen und brechen. Nach eigenem Bekunden inspiriert durch die Lyrik der Amerikanerin Mary Oliver, geht Parks auf vielen der 12 Tracks der Schwierigkeit „I love you“ zu sagen auf den Grund und bedient damit souverän eines der Hauptthemen im Pop. Parks liebt Frauen und beschreibt ihr Begehren mit Sanftheit und Respekt vor großen Gefühlen.

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Ihre durchscheinende, ruhige Stimme segelt über die Musik hinweg, textlich bleibt sie aber immer klar und präzise. Parks ist keine Trickserin. Schonungslos ehrlich, aber trotzdem fragil wirken die einzelnen Stücke und es kommt einem beim Hören vor, als säße man in einer Badewanne voll lauwarmer Tränen und fände das Plantschen darin prima. Ein tolles, lässiges und zugleich melancholisches Album!

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