Calexico

FEAST OF WIRE

City Slang (VÖ: 26.05.)

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Folk, Film Noir, Alt-Country, Latin und Jazz. Das vierte Album der Band aus Tucson/Arizona ist eine Feier des Grenzgangs, in der geopolitische und private Dramen aufschlagen.

Es ging ja sehr früh schon um das Zwischen-den-Stühlen-Tanzen bei Joey Burns (Gitarre, Gesang) und John Convertino (Drums). Während ihres Engagements bei Howe Gelbs Giant Sand begannen die beiden Musiker aus Tucson/Arizona jene Variationen des Desert Rock zu entwickeln, die in ihrer eigenen Band Calexico an Swing zulegten und über die Klänge und Texturen des Vorgängers hinauswuchsen: Film Noir-Soundtracks suchten ihren Frieden in Folksongs und Alt-Country-Sphären. FEAST Of WIRE im Jahr 2003 war das Hochamt dieser Zusammenführung, das Spektrum reichte vom Tex-Mex-Stimmungslied über den Latin Shufe, der tief in der Melancholie hing („Quattro“) bis zum elektro-akustischen Sci-Fi-Theater („Attack El Robot! Attack!“) und einem gefährlich namedroppenden Popsong namens „Not Even Stevie Nicks“.

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Joey Burns erzählt die Geschichte eines Suizids, der, so geht die gängige Interpretation, von der Musik von Fleetwood Mac im Autoradio „begleitet“ wird: „With a head like a vulture / And a heart full of hornets / He drives of the clif / Into the blue“, und nicht einmal Stevie Nicks konnte der armen Seele helfen. Das Drama besetzt hier Eckpunkte, Burns trägt die Bilder aus den US-mexikanischen Borderlands in traumhafte Musik-Sphären, und wenn die Tragödien auch ihren Lauf nehmen, ist dieser Latin-Folk-Jazz am Ende für uns Hörer:innen zur Stelle – ein Wellnessbecken so nah dem Zirpen der Gitarren in den Klangwüsten.

Ein geopolitisch-privater Grenzgang deluxe

Die vielleicht intensivsten fünf Minuten Musik, die Calexico je aufgenommen haben, finden sich im vierten Album-Track „Black Heart“: Filmdramastreicher, Pedal-Steel-Gitarren, schwere, verzerrte Beats und ein Sturzbach von einer Melodie, zum Wegheulen schön; Musik im Namen der globalen Verlierer, ein geopolitisch-privater Grenzgang deluxe. Ein Programm auch, das dazu auserkoren war, ein Indie-Rock Publikum ins Boot weit nach draußen zu holen.

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Live wussten Calexico ihre frisch geborenen Kreuzüberklänge an sehr unterschiedlichen Orten eindrucksvoll auszuspielen, davon künden die zehn Extra-Songs aus dem „China Theatre“ (2003 in Stockholm aufgenommen). City Slang hat FEAST OF WIRE jetzt auf einem Dreifach Album (Doppel-CD) inklusive der Live-Aufnahmen und der Single „Alone Again Or“ zum 20-jährigen Jubiläum wiederveröffentlicht. Der Song, den die Band Love 36 Jahre zuvor auf ihrem Album FOREVER CHANGES vorstellte, hätte mit dem Tijuana-Brass-Sound im Herb Alpert-Style und dieser Flamenco-Gitarre direkt für Calexico geschrieben worden sein können. Die Handclaps überführten „Alone Again Or“ 2003 in eine Feier der Einsamkeit, die dann aber doch sehr zwiespältig ausfiel.

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