Bob Dylan
SHADOW KINGDOM
Sony (VÖ: 2.6.)
Swingender Folk, Rockabilly, Zeitlupen-Tanzmusik: Der Meister transzendiert frühe Songs.
Weil das hier Bob Dylan ist, ließ er sich für sein Corona-Streaming-Event vor zwei Jahren nicht einfach im Studio abfilmen und das Ganze live ins Internet übertragen, wie das die anderen gemacht haben. Stattdessen versetzte sich der Songwriter in ein verrauchtes, traumartiges Schwarz-Weiß-Setting in einem fiktiven Club. Zusammen mit einer maskierten Playback-Band, der unter anderem Gitarrist Buck Meek von Big Thief angehörte.
AmazonDie Songs hatte man schon davor über mehrere Tage aufgenommen, auf SHADOW KINGDOM erscheinen sie jetzt erstmals konserviert auf Platte (der lohnenswerte, eben beschriebene Film, inszeniert von der in Tel Aviv geborenen Regisseurin Alma Har’el, soll folgen). Die Lieder stammen alle aus den Jahren 1965 bis 1989, also aus Dylans erster Karrierehälfte, aber sie klingen hier noch viel älter. Oder anders: Sie wirken der Zeit völlig enthoben, und dadurch logischerweise gerade wieder zeitgemäß.
Das fantastische „Queen Jane Approximately“ und „Just Like Tom Thumb’s Blues“ federn, vom Akkordeon beschwingt, locker leicht aus den 60ern daher, „Tombstone Blues“ und „It’s All Over Now, Baby Blue“ werden mehr deklamiert als gesungen, „What Was It You Wanted“ ist lakonisch, „I’ll Be Your Baby Tonight“ launig, und „Forever Young“ war nie schöner und feierlicher. Es klingt nach swingendem Folk, Rockabilly und magischer Zeitlupen-Tanzmusik – Dylan croont und bläst in seine Mundharmonika. Zu sehen auch auf dem Cover, mal wieder mit aktuellem Künstlerfoto.