Halbjahreszahlen der internationalen Musikindustrie: Alle profitieren vom Streaming?
Wie heute Musik gehört wird: In Deutschland über 80 Prozent digital. Vinyl bleibt bei stabilen sechs Prozent der Umsätze.
Der „Bundesverband Musikindustrie“ (BVMI) hat die Branchen-Statistik-Maschine angeschmissen und frische Zahlen für Deutschland genannt. Bereits vor einigen Tagen war das neue US-Erhebungssystem „Luminate“ des Marktforschungs-Riesen „Nielsen“ mit dem „2023 Midyear Music Report“ vorgeprescht. Auf beiden Seiten des Atlantiks sagen die Forscher: Streaming is king.
„Luminate“ zählt auf globaler Basis rund 3,3 Milliarden Streaming-Abrufe im Audio- und Videosegment. Im Vergleich zum ersten Halbjahr 2022 immerhin ein Plus von 30,8 Prozent. Als Regionen mit dem größten Wachstum macht „Luminate“ Asien mit Zuwächsen von 107 Prozent sowie Südafrika (plus 83 Prozent) und Lateinamerika (plus 70 Prozent) aus. In diesen Zahlen schlägt sich der vergleichsweise hohe Anteil junger Menschen an der Gesamtbevölkerung durch. Die USA melden immerhin Zuwächse von rund 15 Prozent für den traditionell größten Musikmarkt der Welt.
Für Deutschland meldet der zuständige Bundesverband den bildschönen Satz: „Der Kuchen wird insgesamt größer, davon profitieren alle Beteiligten“. In toto spricht man in der Berliner Linienstraße von „soliden Zahlen“. Gegenüber dem ersten Halbjahr 2022 ein Plus von 6,6 Prozent. Die von keinerlei Sexyness mehr umflorte CD, zuweilen auch „Silberling“ genannt, baute weiter um 4,1 Prozent ab, trug aber immerhin noch 11,2 Prozent zum Gesamtumsatz.
Vinyl wächst weiterhin, auch anhand von HipHop-Schmuckboxen und Retro-Geburtstag-Geschenken in 180 Gramm. Der Verband meldet einen „Wachstumsschub“ von 6,3 Prozent und somit einen Marktanteil für die ersten sechs 2023er-Monate von 6,0 Prozent.
Der „Download“ (der einstmals via Napster und Co. das physische Tonträgersystem zum Wanken brachte) baut dagegen weiter ab, um 4,9 Prozent. Man könnte auch frei nach der Hit-Single der Buggles von 1979 sagen: „Streaming killed the download star“.
All das fast der BVMI-Vorstandsvorsitzende Florian Drücke in wohlgesetzten Worten zusammen: „Die Musikverkäufe in Deutschland entwickeln sich weiterhin positiv trotz der wirtschaftlich komplexen Gesamtsituation. Streaming ist dabei seit vielen Jahren bekanntermaßen der Treiber, der den Markt, den berühmten Kuchen, insgesamt wieder deutlich vergrößert hat, was letztlich allen Beteiligten zugutekommt, den Unternehmen wie den KünstlerInnen. Dieser Umstand wird in der aktuell unausgewogenen Debatte um den Streaming-Markt leider ignoriert.“
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Es ist dennoch nicht davon auszugehen, dass die Debatte um die „Verteilungsgerechtigkeit“ aus dem wieder sprudelnden Salär im Musikbiz (nach dieser insgesamt erfreulichen Zwischenbilanz) abebben wird. Eher das Gegenteil ist zu erwarten. Das Rangeln um den sprichwörtlichen Kuchen ist weiter im vollen Gange …