Ghost
GHOST / SECOND TIME AROUND / TEMPLE STONE
Drag City (VÖ: 23.2.)
Die ersten drei Alben der japanischen Psych-Folk- und Krautband senden Botschaften aus den Ruinen der Rockmusik.
Ghost-Gründer Masaki Batoh hat oft erzählt, dass Gitarristen der Sechziger und Siebziger den größten Einfluss auf ihn ausgeübt hätten, insbesondere Tom Rapp (Pearls Before Swine), aber auch Bert Jansch, John Renbourn oder Martin Carthy. Als er das erste Album mit seiner Band Ghost aufnimmt, sucht Batoh eine Form der Improvisation, die sich auf Platte bannen lässt, ein schwieriges Unterfangen, an dem er beinahe verzweifelt.
Ein synkretistisches Statement einer psychedelischen Sekte
Die Songs, die nachher auf dem 1990er-Debüt der Japaner (vier Jahre später in Deutschland von Strange Ways Records veröffentlicht) auftauchen, vermitteln kaum etwas von der Erhabenheit der britischen und amerikanischen Gitarrenkünstler, die noch embryonischen Soundartikulationen von Ghost erinnern eher an eine fernöstliche Beatmesse nach Motiven von Amon Düül, ein synkretistisches Statement einer psychedelischen Sekte, die uns Botschaften aus weiten Räumen (die Musiker hatten zeitweise Tempel-Ruinen und verlassene U-Bahnschächte als Heimstätten entdeckt) sendet.
Songs wie der Elfminüter „Ballad Of A Summer Rounder“ werden aufs Entschiedenste von Percussion und Flötentönen durchdrungen, „Guru In The Echo“ kommt frühen Can-Aufnahmen nahe. Das aus seiner Entstehungszeit fallende und in verschiedene Folk-Traditionen verweisende Debüt hat das Chicagoer Label Drag City jetzt mit dem insgesamt etwas stilleren, balladeskeren Folgealbum SECOND TIME AROUND (1992) und der Live-Sammlung TEMPLE STONE (1994, Improvisation, Drone) wiederveröffentlicht. Nach verschiedenen Kooperationen (u.a. mit Espers’ Helena Espvall) bewegt sich Masaki Batoh heute wieder auf die Soundwelt von Ghost zu: aktuell in einem Projekt mit dem Album AN EVENING WITH NEHAN.