Fantasma
Free Love
Soundway Records/Indigo
Südafrikas Supergroup mischt aus traditionellen Rhythmen, psychedelischen Gitarren, Soul und Clubmusik ein glühend futuristisches Update des Township-Funk.
Es flimmert und flirrt in den Songs dieses Albums wie auf einer staubigen Straße in der gleißenden Mittagssonne. „The fire’s gonna burn, burn, burn“, singt dann wie zum Beweis auch gleich im zweiten Stück „Shangrila“ ein Chor zu dunstig hallenden Gitarrenklängen. Das Feuer ist hier weniger Feuer im eigentlichen Sinn, nicht die knisternde Flamme, an der man sich in kühlen Nächten die Hände wärmt, sondern eher Lebenseinstellung, Hitze und Energie Südafrikas.
Denn in der Musik von Fantasma, einer Art südafrikanischer Supergroup unter der Schirmherrschaft von Elektro-Produzent Spoek Mathambo und DJ Spoko (eines Mannes, den sie in seiner Heimat „The Godfather Of Bacardi House“ nennen, die südafrikanische Version von Afro House), prallt so ziemlich alles aufeinander, was einen Knalleffekt ergibt: traditionelle Zulu-Rhythmen, psychedelische Gitarren, Funk, Soul, HipHop-Beats und House Music. „Township Tech“ nennt Mathambo selbst diesen vibrierenden Hybriden aus alten und neuen Sounds aus allen Ecken seines Heimatlandes.
Der eigentlich überstrapazierte Begriff des Afro-Futurismus passt hier gut, weil man beim Hören dieses Albums quasi dabei zusehen kann, wie sich die ursprünglichen Klänge Südafrikas, die popkulturellen Einflüsse der letzten 40 Jahre und neue, elektronische Clubmusik wunderbar quirlig vermischen. Man spüre in Südafrika die Energie der Jugend, sagt Mathambo, der auch noch Regisseur ist, im Trailer zu seiner Doku „Future Sound Of Mzansi“: „Es ist immer noch ein Land, das tief in Armut, Kriminalität und Ungerechtigkeit steckt. Aber wir feiern, als ob unser Leben davon abhängen würde.“
Wie in „Higher Power“ ergibt das zwischen Township-Getrommel, Raps und Soul-Chor schon mal einen ansteckend kraftvollen Popsong für die große Bühne, andernorts findet man sich eher auf einer ausgelassenen Gartenparty („Shangrila“), im Club („Selty Belt“) oder beim akustischen Open Mic-Gig an der Straßenecke („Basbizile“). An alle diese Orte folgt man dem Quintett gern, weil sie voll sind von guten Ideen, ohne überladen zu wirken. Und natürlich weil es in ihnen so sommerlich glänzt und funkelt, dass man sich darüber wohl doch ganz gut die Hände wärmen kann.