Marina & The Diamonds
Froot
Warner 13.03.2015
Das dritte Album der Pop-Sängerin offenbart altbekannte Makel.
Die Platte fängt so vielversprechend an: Auf dem klavierlastigen, sich langsam aufrichtenden Opener „Happy“ erzählt Marina Diamandis, dass sie ihre Depression und ihre Einsamkeit überwunden hat – unter anderem durch den Akt des Schaffens, durch Singen und Komponieren. Das ist bei einer jungen Künstlerin, die oft einen etwas verkrampften Eindruck macht, eine sehr gute Nachricht. Auf FROOT, dem dritten Album von Marina & The Diamonds, offenbart sich jedoch, dass es der Musik der walisisch-griechischen Popsängerin und Songwriterin an anderen, bereits bekannten Stellen gebricht. An den Texten zum Beispiel.
„We’ve broken up and now I regret it“, singt sie an einer Stelle in „Blue“, eine Zeile mit der Romantik und Dramatik eines Liebesbriefs zwischen zwei Neuntklässlern. Sicherlich, Popstars müssen nicht zwangsläufig große Lyriker sein. Aber stärkere Melodien als die oft wirklich banalen Kinderreigen-Refrains von Songs wie „Blue“ und „Forget“ sollten sie schon parat haben, um einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen.
Eine positive Entwicklung ist in der Produktion allerdings schon zu beobachten: Die vormals brachialen Autoscooter-Beats des zweiten Albums ELECTRA HEART (2012) sind hier einem weicheren, aufgeräumteren Klangbild gewichen – die Disco-Gitarren in „I’m A Ruin“ erinnern an die Nile-Rodgers-Verneigungen auf dem letzten La-Roux-Album, und „Solitaire“ kombiniert auf effektive Weise Depeche-Mode-Elektro-Pop mit R’n’B-Echos. Aber es sind die anderen Stellen auf der Platte, denen eindeutig etwas fehlt: Wenn Diamandis in „Can’t Pin Me Down“ panisch beteuert, in keine Schublade zu passen (ein Thema, das sie schon vor fünf Jahren auf „O No!“ abgearbeitet hat), oder wenn man die klägliche Parodie eines Gitarrensolos in „Weeds“ hört, fragt man sich, ob Marina Diamandis noch die Pop-Figur werden kann, von der man dachte, dass sie es wird.