Death Cab For Cutie

Kintsugi

Atlantic/Warner 27.03.2015

Die Trennung der größten Indie-Rock-Band der Nuller-Jahre vom Gitarristen ist weder Triumph noch Blamage.

Ben Gibbard war der Frontmann, der auf Abruf vernichtende Zeilen über Tod und Liebe aufs Papier bringen konnte, und Chris Walla der perma-enthusiastische Sound-Nerd, der der klanglichen Entwicklung von Death Cab For Cutie über fast 15 Jahre hinweg Pate stand. Diese Dynamik ist seit sechs Monaten hin – Walla verließ die Band und vertraute für KINTSUGI, dem achten Death-Cab-Album, die Produktion zum allerersten Mal jemand anderem an. Dieser Jemand ist der Amerikaner Rich Costey (u. a. Glasvegas, Muse).

Das neue, „fette­re“ Klanggewand steht Death Cab For Cutie nicht schlecht, vor allem weil auf KINTSUGI wieder die markant schlängelnden Gitarrenfiguren im Vordergrund stehen,  die dem Vorgänger CODES & KEYS (2011) abgingen. Wallas saubere Licks (er war bis zum Ende an den Aufnahmen beteiligt) dürften Fans der ersten Stunde besänftigen. Denn während eine Handvoll wirklich guter Songs (etwa das Postal-Service-eske „El Dorado“) den Eindruck einer wiedererstarkten Band erzeugen, gibt es auch Rohrkrepierer: die Akustikballade „Hold No Guns“ sowie „Good Help (Is So Hard To Find)“, ein haarstäubender, Disco-beeinflusster Fehlgriff.

„Little Wanderer“ erzählt von einer über Skype geführten Beziehung und kriegt gerade noch die Kurve vor der Kitsch-Sackgasse, „Everything’s A Ceiling“ fährt auf 80s-Synthie-Wölkchen mit Karacho hinein – und kommt unversehrt heraus. Das Ergebnis? Ein etwas enttäuschender,  aber bei Weitem kein blamabler Abschied  für Chris Walla. Richtig interessant wird es auf der nächs­ten Platte, wenn Death Cab ganz ohne ihn auskommen müssen.

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