Palma Violets
Danger In The Club
Rough Trade/Beggars/Indigo
Die große Ernüchterung? Auf ihrem zweiten Album pubrocken die Little Libertines fokussierter als zuvor.
Wie gut das für die Presse, und womöglich für das Selbstvertrauen Englands gewesen wäre, hätten Palma Violets mit 180, ihrem Debüt von 2013, den Erfolg gehabt, der den vier Londoner Struwwelpetern prophezeit wurde. Der „NME“ rief in seiner verzweifelten Suche nach neuen, Titelblätter füllenden Gallaghers gar die Leadsingle „Best Of Friends“ zum „Track of the year“ aus. Als das Album dann erschien, glitschte es nach einem respektablen Platz elf schnell aus den UK-Charts. In der Indie-Disco läuft immer noch „Live Forever“, „The Only One I Know“, aber ganz bestimmt nicht „Best Of Friends“. Und wer als DJ „The Passenger“ zur Auswahl hat, der wird nicht das Wagnis mit der neuen, sehr ähnlichen Palmas-Single „Danger In The Club“ eingehen. Auch Van Morrisons „Brown Eyed Girl“ wird er im Zweifel dem offenbar davon inspirierten „Hollywood (I Got It)“ vorziehen. „On The Beach“ wird er getrost skippen, weil er „In The City“ von The Jam in der Playlist hat.
Schade ist das, weil Kopistentum im Rock’n’Roll ja voll okay ist, und weil dieser – geschneuzt und gekämmt wie er gerade ist – das Gegröle, das Gehickse und das Geröchle, in denen die Mikro-Buddies Sam Fryer und Chilli Jesson ihre Lieder vortragen, gut gebrauchen könnte. Mutlos geht der Rock zugrunde. Immerhin können die Palma Violets nichts dafür. Deutlich stärker als auf 180 richten sie ihre fragmenthaften Stücke Richtung Eingängigkeit aus. Ideenmopserei hin oder her – sie trauen sich was. „English Tongue“ will betrunken mitgesungen werden. Nehmen Sie sich doch ein Herz! Und ein kühles Lager.