My Morning Jacket
The Waterfall
ATO Records/Rough Trade
Die Psychedelic-Indie-Rocker flirren zwischen kleinen Balladen und großem Breitwandsound.
Jim James, dessen richtiger Name James Edward Olliges Jr. lautet, sieht sein Leben an einem Wendepunkt. Der Sänger, Gitarrist und Songwriter von My Morning Jacket aus Kentucky fühlt sich, als wäre ein Kapitel beendet und ein neues in den Startlöchern. Man weiß nicht, wohin die Reise geht. Ein paar Tage vor Veröffentlichung von THE WATERFALL, dem siebten Album des Quintetts, feierte James seinen 37. Geburtstag. Für viele ist das ja so eine Art Bergfest, da kann man schon mal nachdenklich werden, jetzt, wo sich der Blick Richtung Tal richtet. Wo sich wie bei James im sozialen Umfeld Freunde trennen und andere Kinder in die Welt setzen.
Diese Gegensätzlichkeit findet sich auch in THE WATERFALL, das My Morning Jacket wieder mit dem Produzenten Tucker Martine (The Decemberists, Modest Mouse) einspielten, denn die zehn Songs – eine limitierte Auflage enthält fünf Bonustracks – unterscheiden sich teilweise deutlich. Da sind diese Kompositionen, die ähnlich wie bei den Flaming Lips bis unters Dach mit hymnischen Sounds vollgestopft wurden, während sich andere („Get The Point“) auf karge, countryeske Akustikballaden reduzieren. Dazwischen ist Platz für epischen 70er-Rock, Folk, sanften Pop und viel Psychedelia, Chorgesänge, Streicher und gar Anflüge von Disco („Compound Fracture“). Diese Genrewechsel ziehen sich durch die komplette Diskografie von My Morning Jacket – in diesem Punkt können sie also nicht mehr überraschen. Wohl aber mit ihren stilistischen Brüchen, die THE WATERFALL zu einem sehr bunten Album machen.