Nick Cave & Warren Ellis
O.S.T. Loin Des Hommes (Far From Men)
Goliath/Kobalt/Rough Trade
Die beiden Musiker untermauern mit dieser Soundtrack-Produktion ihren Ruf als exzellente Avantgardisten.
Seit fast zwei Jahrzehnten machen Nick Cave und der Multiinstrumentalist Warren Ellis (Violine, Piano, Bouzouki, Gitarre, Flöte, Mandoline etc., etc.) gemeinsam Musik, bei den Bad Seeds und, von 2006 bis 2011, auch bei der Band Grinderman. Die Weggefährten aus Australien sind außerdem schon seit ein paar Jahren Garanten für absolut außergewöhnliche Filmscores, deren Klänge sie selbst als „elegant-minimalistische Soundgemälde“ bezeichnen, „voll von Licht und Schatten, nagender Sehnsucht und einfach schrecklich schön“. Angefangen bei ihrem Soundtrack für John Hillcoats Film „The Proposition“ über ihre Musik für den eigenwilligen Western „The Assassination Of Jesse James By The Coward Robert Ford“ bis hin zur mit Bluegrass-Coverversionen ausgeschmückten Untermalung des Depressions-Thrillers „Lawless“ und der Verfilmung von Cormack McCarthys Bestseller „The Road“. Ihre Arbeiten zeichneten sich bis jetzt immer durch ein Höchstmaß an Individualität aus.
Genau diese Eigenständigkeit macht auch den Reiz ihrer Musik zu David Oelhoffens Film „Loin Des Hommes“ aus, der beim Festival in Venedig mit drei Goldenen Löwen ausgezeichnet wurde. Der unter anderem mit Viggo Mortensen und Reda Kateb besetzte Film ist die Adaption einer Kurzgeschichte von Albert Camus, in der es um Loyalität und kolonialistische Gewalt während des algerischen Unabhängigkeitskrieges geht. Entsprechend düster klingen die 14 Stücke, die Nick Cave und Warren Ellis dafür komponiert haben, und die sich wie ein schützender Mantel oder noch besser gesagt Schleier über die Bilder legen. Das Duo arbeitet dabei vor allem mit hypnotischen Drone-Sounds und sehr pointiert eingesetzten Piano- und Streicherklängen, garniert mit diversen Elektronikeffekten. Der Soundtrack zählt sicher zu ihren experimentellsten Arbeiten in den vergangenen Jahren und ist alles andere als leicht verdauliche Kost. Aber hat man sich erst einmal auf die vielschichtig montierten Soundcluster eingelassen, dann gibt es kein Entrinnen mehr und die Musik entwickelt eine geradezu hypnotische Sogwirkung.