Summer Camp
Bad Love
Moshi Moshi/[PIAS] Coop/Rough Trade
So klingt Indie heute: 80s-Pop mit Laptop-Zaubereien. Vorteil Summer Camp: Ihre Songs torkeln sehr schön.
Bands, deren Namen auf den Sound schließen lassen, sind zu schätzen. Best Coast zum Beispiel, da weiß man schon ziemlich genau, was man bekommt. Oder Metallica. Oder so gut wie jede Ska-Band: Ska-P, Skatalites, Skatoons … Auch Summer Camp machen kein Geheimnis aus ihrer Mission: Musik für die Ferienfreizeit, wenn die Sechserträger durch die Zelte wandern und der Geruch von frisch gemähtem Gras die ersten sexuellen Erfahrungen überlagert.
Diese Musik muss unschuldig klingen, sonst wirkt sie neunmalklug. Die ersten beiden Alben des verheirateten Duos aus London, Welcome to Condale und SUMMER CAMP, überzeugten nicht auf voller Länge, enthielten aber ein paar tolle Songs: „Ghost Train“ oder „Better Off Without You“ hört man immer wieder gerne, sie haben einen Stammplatz auf Playlists zum Thema „Bands, die nicht aus Brooklyn kommen, aber so klingen, als würden sie es tun“.
Auf BAD LOVE drängt sich „Feel Right“ als neuer Anwärter für diese Listen auf: Handclaps und stolpernder Drum-Computer, seltsame Seifenkeyboards von Multiinstrumentalist Jeremy Warmsley im Hintergrund und Sängerin/Songwriterin Elizabeth Sankey auf den Spuren von Bananarama. Ursprünglich ging die Musik von Summer Camp mal als Kombination aus 80s-Revival und Chillwave durch, der „NME“ bezeichnete ihn als „21st-century alt.pop“; heute ist dieser Sound so präsent, dass man vom typischen Wohnzimmer-Indie der 2010er-Jahre sprechen kann. In ihren besten Momenten eiern die stark von 60s-Girlgroups und Synthie-Pop beeinflussten Summer Camp mehr herum als ihre Konkurrenz. Sie klingen dann jünger, naiver, betrunkener, orientierungsloser, erwartungsfroher. Das Herzstück der Platte, „Beautiful“, ist hierfür ein gutes Beispiel, eine torkelnde Liebeserklärung an eine Zeltplatzliebe, zu der man sicher sehr gut knutschen kann.