Die Briten könnten die Wirtschaftsnachrichten vertonen und immer noch ergäbe das brillanten Indie-Pop.

Einmal im Jahr listet das Wirtschaftsmagazin „Fortune“ die 500 umsatzstärks­ten Firmen der Welt auf. Ein Thema für einen Popsong war das bislang noch nicht. Das haben Everything Everything nachgeholt. Ein fieses Hintergrundschaben bestimmt „Fortune 500“, eine triumphierende Trompete schält sich heraus und Jonathan Higgs singt: „They told me that I’ve won.“ Irgendwann verwandelt sich der drängende Beat in einen afrikanischen Rhythmus und der Song wird zur Anklage gegen Raubtierkapitalismus.

Auf ihrem dritten Album GET TO HEAVEN verarbeitet das Quartett aus Manchester alle Leiden, an denen die moderne Welt krankt, die Unübersichtlichkeit, die alles beherrschende Gewalt, die Wut und die Ignoranz, zu eleganter Popmusik. Ist das zynisch? Vielleicht. Vielleicht aber entsteht aus der Diskrepanz gerade die nötige Reibung. GET TO HEAVEN ist ein Meisterwerk, das den großen Bogen von Prefab Sprout und Scritti Politti in die Gegenwart schlägt. Und das Zeug hat, ganz andere Charts als die „Fortune 500“ zu stürmen.