Fist City
Everything Is A Mess
Transgressive/[PIAS] Coop/RTD
Eine Band mit Identitätsproblemen: Sind sie nun lieber Schrammel-Punks oder Hipstermaniacs?
Das ist ja immer so eine Sache mit der großen Frage danach, wer man eigentlich sein will. Erstmals in der Pubertät damit konfrontiert, zieht sie sich wie ein roter Faden durch die Zwanziger, wahrscheinlich noch durch die Dreißiger, vielleicht sogar Vierziger. Und in der Musik? Wie hilfreich ist es da, sich auf ein bestimmtes Dasein einzuschwören? Fest steht: Das Quartett Fist City aus Lethbridge in der kanadischen Provinz Alberta kann sich nicht entscheiden.
Mit ihrem neuen Album EVERYTHING IS A MESS liefert die Band Indie-Punk-Rock, bei dem Indie und Punk nicht weiter voneinander entfernt sein könnten. Die Platte ist einerseits erfreulich unfertig, roh, reduziert – 17 Songs in 37 Minuten – und ein Stück weit schön unschön (man hat immerhin in Steve Albinis „Electrical Audio“-Studio in Chicago aufgenommen), im nächsten Moment aber leider auch widerstandslos pseudomodern. Und unschlüssig: Das Artwork setzt sich aus dem grenzenlosen Willen zum Ungewollten und leidenschaftslosem Frönen der massentauglichen Indie-Kultur zusammen. Den Songs auf EVERYTHING IS A MESS, möge ihre Machart noch so erfreulich DIY-punkig anmuten, fehlt es nicht zuletzt an Einfallsreichtum. Man vermisst die überzeugenden Ideen, die auch nach 37 Minuten noch im Ohr bleiben. Oder, um es mit den Worten eines Hipsters auszudrücken: Dieses Album ist leider eher whatever.