Frankie & The Heartstrings
Decency
Wichita/[PIAS] Coop/Rough Trade
Englands liebenswerteste Jangle-Pop-Band mit ihrem bislang vielleicht besten Album.
Man kann Frankie & The Heartstrings eigentlich nur mögen: Sie benennen ihre Alben nach literarischen Werken (Erstling HUNGER (2011) nach dem Roman von Knut Hamsun, THE DAYS RUN AWAY (2013) nach einem Gedicht von Charles Bukowski), sie eröffnen in ihrer wirtschaftlich gebeutelten Heimatstadt Sunderland einen eigenen Plattenladen (Pop Recs Ltd.) und sie machen Musik, die klingt, als wäre sie in einer mit britischen Indie-Label-Stickern der 80er-Jahre (Cherry Red Records, Postcard Records) beklebten Zeitkapsel ins Hier und Jetzt geschickt worden.
Auch DECENCY ist ein Klang gewordener Liebesbrief an die farbenprächtige Ära britischer Untergrund-Popmusik à la Orange Juice, Roxy Music, The Housemartins und The Smiths. Ein Zugeständnis an „zeitgemäße“ „Rock“-Musik ist die Wahl des Produzenten: nach den alten Indie-Veteranen Edwyn Collins und Bernard Butler, die die Vorgänger betreut hatten, durfte nun Matt Johnson (Hookworms, Menace Beach, Eagulls) im Studio an die Regler. Sein Einfluss ist gut erkennbar im schnörkellosen Drumsound und den knackigen Gitarren. Der Titeltrack ist ein flotter, tanzbarer Hit für die Retro-Indie-Disco, „Hate Me Like You Used To“ eine sehr schöne Britpop-Ballade, „Berlin Calls“ der bei englischsprachigen Bands mittlerweile obligatorische Song über die bundesdeutsche Hauptstadt an der Spree („Late night bars and the Eastside Gallery“ – eine schöne Zeile, weil man sie zur Not sogar schon am Abflugort aus dem „Lonely Planet Berlin“ klauen kann). Und das Stück „Not For Pleasure“ hat ein wunderbar verträumtes Outro, das gerade noch mal darüber hinwegtröstet, dass Frankie Francis immer noch nicht wirklich singen kann. Dafür springt der neue Heartstring Ross Millard (Futureheads) mit ein paar zackigen Riffs in die Bresche.