Throngefolge: Zu Besuch bei der „Game Of Thrones“-Ausstellung in Berlin
Die „Game of Thrones“ Ausstellung machte Halt in Berlin. Endlich mal wieder ein Grund sich in Schale zu schmeißen und ganz in der Rolle der Fantasy-Prinzessin aufzugehen. Jan Schmechtig über den schmalen Grad zwischen aufregend und unangenehm.
Wenn man sich dafür entscheidet die Ausstellung einer Fantasy-Serie, ach was, eines Fantasy-Epos zu besuchen, geht man das Ganze mit gemischten Gefühlen an. Auf der einen Seite ist man natürlich Fan und muss diese Möglichkeit wahrnehmen. Auf der anderen Seite ist einem durchaus bewusst, was Fantasy-Serien und die in ihnen geschaffenen Welten für eine Auswirkung auf die Zuschauer beziehungsweise in diesem Fall Besucher haben können. Gerade bei „Game of Thrones“ werden die Fans nicht allzu oft in die Live-Rollenspiel-Schublade geschmissen.
Als möglichst vorurteilsfreier Mensch entledigt man sich natürlich diesem Gedanken und stellt sich auf „ganz normale“ Mitmenschen ein, die sich eben zufällig für Geschichten voller Mord, Totschlag und Verrat interessieren. So vorbereitet steht man dann vor den Toren der Berliner Arena – und wundert sich über die große Vielfalt und den gleichzeitig (noch) verschwindend geringen Anteil von geschmacklosen Kostümfummeln. Dafür warten ein paar Holländer, ein paar schwule Pärchen (wahrscheinlich Jon-Snow-Fans) und Jugendliche auf Einlass. Die Türen öffnen sich und das Intro der Serie schmettert den aufgeregten Besuchern entgegen. Nachdem die Hashtags links und rechts noch schnell erwähnt worden sind, wird man am Eingang gebrieft doch bitte nicht die Kostüme anzufassen. Und falls man mit der Virtual-Reality-Brille die weiße Wand hochfahren möchte, solle man sich dort zuerst anstellen – könnte voll werden.
Gleich zu Beginn kann man sich vor der „Green Wall“ in einen weißen Wandler verwandeln. Nur fürs Auge, versteht sich, komplett wäre das Prozedere natürlich tödlich. Während des Anstehens spricht sich herum, dass insgesamt drei Posen für drei Motive benötigt werden. „Germany’s Next Topmodel“-Zustände, mit denen viele Besucher erstmal fertig werden müssen. Da probt der ein oder andere vorweg schon ein paar Posen. Eine Frau in der Schlange trägt unterdessen ein Strass-Diadem im Haar sowie eine passende Halskette dazu. Dennoch lässt sie keiner vor. Stattdessen ist gerade eine andere Frau an der Reihe, die ein Kleidchen mit Link-Print (der Held der Videospielserie „Zelda“) trägt. Fremde Helden bei der „Game Of Thrones“-Ausstellung? Das hätte damals wohl eine Verhandlung nach sich gezogen.
Unterdessen kommen an anderer Stelle auch Kostümliebhaber voll auf ihre Kosten. Endlich kann man die aufwendigen Kostüme der Häuser Tyrell, Tagaryen und Baratheon aus nächster Nähe anschauen. Ein Stück weiter kann man sich vom Feuer eines Drachen wegbrutzeln lassen. Dafür stellt man sich unter einen Drachenkopf und wartet bis die Mitarbeiter „Feuer Feuer Feuer Feuer Feuer“ rufen, damit man auch weiß, wann man verbrannt schauen muss. Der Bildbeweis wird als .gif-Datei auf einen im Vorfeld online eingerichteten Ausstellungsbegleiter geladen.
Unterdessen posiert eine Besucherin barfuß und in ein mittelalterliches Kleid gehüllt mit dem Schwert des „Bergs“ und am „Eisernen Thron“ wird man darauf hingewiesen, doch bitte nur ein Foto zu machen. 20 Minuten Wartezeit müssen schon jetzt in Kauf genommen werden. Favorisierter Gesichtsausdruck: „Heute ein König“. Und während eine kleine Zusammenfassung der Todesopfer der vergangenen Staffeln auf dem Bildschirm in der Mitte des Raumes läuft (in Staffel vier allein 182 an der Zahl) und man sich über die Dame amüsiert, die das vierte Selfie mit der Rüstung von Jon Schnee macht, ist das Foto von einem selbst auf dem „Eisernen Thron“ bereits auf Instagram und man stellt fest: Sieht eigentlich ganz gut aus.
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Jan Schmechtig bloggt unter Horstson.de über Männermode und Musik – und in loser Regelmäßigkeit auf musikexpress.de. Die Meinung in diesem Text spiegelt entsprechend nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wider.