Neil Gaiman bezieht Stellung zu Missbrauchsvorwürfen
Der Autor erkennt sich in den Vorwürfen nicht wieder und will sich das Vertrauen der Leute zurückerarbeiten.
Nach Monaten des Schweigens hat sich Autor Neil Gaiman zu schweren Vorwürfen ihm gegenüber geäußert. Fehltritte streitet er ab.
Autor bricht sein Schweigen
Auf seinem Blog verfasste der Fantasy-Schriftsteller einen Text mit dem Titel „Breaking The Silence“, in dem er sich mit den Anschuldigungen auseinandersetzt. Fünf Frauen, darunter eine ehemalige Babysitterin und ein Fan, hatten ihm im vergangenen Sommer sexuellen Missbrauch vorgeworfen. Neil Gaiman hatte diese Erzählungen unkommentiert gelassen – bisher. „In den letzten Monaten habe ich die Geschichten über mich im Internet mit Entsetzen und Bestürzung verfolgt“, heißt es nun auf seiner Seite. „Bis jetzt habe ich geschwiegen, sowohl aus Respekt vor den Menschen, die ihre Geschichten geteilt haben, als auch aus dem Wunsch heraus, nicht noch mehr Aufmerksamkeit auf eine Menge von Fehlinformationen zu lenken.“ Nun sei für ihn der Moment gekommen, entgegen eigentlichen Überzeugungen ebenfalls im Netz über private Angelegenheiten zu sprechen.
„Habe mich nie auf nicht-einvernehmliche sexuelle Aktivitäten eingelassen“
„In dieser jüngsten Sammlung von Berichten gibt es Momente, die ich halb wiedererkenne, und solche, die ich nicht wiedererkenne, Beschreibungen von Dingen, die passiert sind, neben Dingen, die ausdrücklich nicht passiert sind“, differenziert Neil Gaiman. „Ich bin weit davon entfernt, ein perfekter Mensch zu sein, aber ich habe mich nie auf nicht-einvernehmliche sexuelle Aktivitäten mit jemandem eingelassen. Niemals.“ Der Autor schildert, wie er erneut seine Nachrichten mit den betroffenen Frauen las. Seine Ansicht: „Zu der Zeit, als ich in diesen Beziehungen war, schienen sie auf beiden Seiten positiv und glücklich zu sein.“ Grundsatz: „Zwei Menschen, die eine völlig einvernehmliche sexuelle Beziehung hatten und sich wiedersehen wollten.“ Um ein missbräuchliches Bild von ihm zu erschaffen, seien wahre Erlebnisse verzerrt oder neue schreckliche Geschichten erfunden worden.
Neil Gaiman will Vertrauen zurück
Allerdings reflektiert Neil Gaiman in seinem Text einen Kritikpunkt: „Ich war emotional nicht verfügbar, während ich sexuell verfügbar war, ich war egozentrisch und nicht so rücksichtsvoll, wie ich es hätte sein können oder sollen. Ich bin offensichtlich unachtsam mit den Herzen und Gefühlen anderer Menschen umgegangen, und das bedaure ich wirklich sehr.“ Die vergangenen Monate habe er damit verbracht, dies zu begreifen. In Zukunft wolle er, auch mit der Hilfe anderer Menschen, weiter wachsen und sich das Vertrauen von seiner Familie sowie seiner Leser:innen zurückzuverdienen. Er schließt mit den Worten: „Ich bin bereit, die Verantwortung für etwaige Fehltritte zu übernehmen. Ich bin nicht bereit, der Wahrheit den Rücken zu kehren, und ich kann nicht akzeptieren, dass man mich als jemanden bezeichnet, der ich nicht bin, und ich kann und will nicht zugeben, dass ich Dinge getan habe, die ich nicht getan habe.“
Filmindustrie zieht Konsequenzen
Die Vorwürfe zogen zuletzt Einschnitte in Neil Gaimans Schaffen mit sich: Mehrere Filmprojekte änderten den Kurs. Die geplante dritte Staffel von „Good Omens“ wurde in eine einzige 90-minütige Folge gekürzt – dabei war die eigentlich abgeschlossene Buchverfilmung aufgrund ihres Erfolgs extra verlängert worden. Darüber hinaus legte Disney+ die Verfilmung von „Das Graveyard-Buch“ auf Eis. Einzig die zweite Staffel von „Sandman“ soll zustande kommen wie geplant und dieses Jahr auf Netflix Premiere feiern.