Gwenno
Y Dydd Olaf
Heavenly/[PIAS] Coop/Rough Trade
Euphorisch dystopisch: Die ehemalige Pipettes-Frontfrau verwandelt Sci-Fi-Literatur in Elektro-Pop.
Schon mal was von Owain Owain gehört? Nein? Der walisische Schriftsteller verfasste 1976 „Y Dydd Olaf“, einen dystopischen Roman, in dem es um die Verdinglichung der Menschheit durch Roboter geht. Die ebenfalls aus Wales stammende Sängerin Gwenno Saunders, ehedem bei der seit fünf Jahren schlafenden britischen Indie-Girlgroup als Gwenno Pipette bekannt, hat das Buch nun als Vorlage und Inspiration für ihr Album verwendet, das sie stilecht und konsequent auf Walisisch eingesungen hat. Na gut, nicht ganz: Ein einziger Song ist in kornischer Sprache verfasst. Eigenartig klingt diese Kombination aber allemal.
Y DYDD OLAF funktioniert vor allem als Gesamtkunstwerk. Der elektronische Future-Pop-Sound entfaltet sich besonders auf ganzer Länge intensiv. Instrumentale Passagen und Songs wie „Dawns Y Blaned Dirion“ schaffen viel Raum und reichern die Platte mit dem perfekten Spannungsbogen an. Sie könnte problemlos im Central London Hatchery and Conditioning Centre aus Aldous Huxleys „Brave New World“ laufen, während Embryonen Sauerstoff entzogen wird. Oder in der Corona-Milchbar aus „Clockwork Orange“.