Herrenmagazin
Sippenhaft
Grand Hotel Van Cleef/Indigo VÖ: 7.8.2015
Der Indie-Rock des Herren-Quartetts schmeckt bittersüß.
„Was habe ich mir nur vorgemacht, als ich vom freien Leben sprach? Denn bei jedem kleinen Schritt beurteilst du die Dinge mit“, klagen Herrenmagazin im titelgebenden Song ihres vierten Albums SIPPENHAFT. An diesen Zeilen wird deutlich, dass die vier Musiker um Sänger Deniz Jaspersen weiterhin vor allem Musik für gefühlsbetonte Studenten und verunsicherte Familienväter machen.
SIPPENHAFT ist von einer gediegenen Atmosphäre geprägt, die Lieder wie das getragene „Käferlicht“ durchzieht. Das Klavier ist das prägnante Instrument des Albums, was dazu führt, dass es stark an das Werk des Piano-Melancholikers Enno Bunger erinnert.
Scheppernden Songs wie „Alles so bekannt“ und „Wir bluten aus“ haben Herrenmagazin es zu verdanken, dass ihr Neuling zu keiner Kitsch-Poesie-Platte verkommt, die man der Schwiegermutter beim Sonntagskaffee vorspielen kann. Das ungestüm-zackige „Halbes Herz“ ist der Höhepunkt eines Albums, das den Platz der 2004 gegründeten Herrenmagazin in der deutschen Indie-Szene zementiert. Dieser wird allerdings auch mit SIPPENHAFT weiter in den Jugendzentren und Kellerclubs und nicht in den großen Konzerthallen dieses Landes zu finden sein.