P.I.L.
What The World Needs Now…
PiL Official/Cargo VÖ: 4. September 2015
Alles beim Alten im Reiche Rotten: Silbenspucken und der dazugehörige Moser-Punk-Dub entwickeln dennoch einen erstaunlichen Sog.
Der Titel ihrer zehnten Studioplatte ist natürlich großartig. In WHAT THE WORLD NEEDS NOW… steckt der ganze rotzige Größenwahn drin, der den erstaunlicherweise immer noch nicht 60-jährigen John Lydon seit seligen Sex-Pistols-Tagen begleitet. Doch braucht die Welt tatsächlich ein neues Album von Public Image Ltd.?
Sicherlich: Lydon, der sich nicht umsonst einst Rotten nannte, spuckt die Silben immer noch aus, als wären sie faules Fleisch. Aber in dieser doch sehr britischen Tradition des Meckerns zu Musik haben ihm aktuell gerade die auch nur 15 Jahre jüngeren Sleaford Mods den Rang abgelaufen. Andererseits: Zum Mosern gibt es ja zu allen Zeiten ausreichend Anlass, also arbeitet sich Lydon auf seinem ersten Album seit THIS IS PIL von 2012, das damals eine 20-jährige Veröffentlichungspause beendete, mal wieder am US-amerikanischen Kulturimperialismus ab („Betty Page“), reimt „C’est la vie“ auf „You’re the enemy“ und übt sich in hübschen, aber nicht unbedingt allzu erhellenden Wortspielen wie „Domestos is domestic bliss“.
Auch musikalisch sind P.I.L. ganz die Alten, also nicht unbedingt auf der Höhe der Zeit. Trotzdem entwickeln diese Tracks, ob wütend lärmender Art-Rock oder eher repetitiver, den guten alten Zorn dekonstruierender Punk-Dub, immer wieder einen erstaunlichen Sog.