Drangsal
Harieschaim
Caroline/Universal
Party like it’s 1984: Der Wave-Pop von Drangsal ist ein Meisterwerk der Inszenierung. Nur sollte man nicht an den Oberflächen schaben.
Der Hall auf der Gitarre. Der trockene, aber meistens recht nervöse Bass. Das herzlose Bummbumm der Bassdrum. Synthies. Und dann natürlich der Typ: Max Gruber alias Drangsal singt, man muss das sagen, ein bisschen wie Robert Smith von The Cure. Zusammengenommen ergibt das eine Wave-Pastiche, die so wohlüberlegt scheint, so schlüssig gestaltet ist, dass sie zunächst begeistert.
Tracks wie der „Do The Dominance“ oder das vorab ausgekoppelte „Allan Align“ hätten so auch vor 30 Jahren veröffentlicht werden können. Vermutlich mit gehörigem Erfolg. Die Frage ist: Ist das jetzt ein Retromania-mäßig ausgedachtes, schwarzhaariges One Trick Pony? Alter Wein, neue, von Produzent Markus Ganter (Tocotronic, Casper) detailgenau geklöppelte Schläuche? Oder geht da mehr, finden wir da Anker in Gegenwart und Zukunft? Die Antwort: ein markiges „jein“.
Drangsal beruft sich oft auf die reine Lehre, und manchmal scheint er damit zu kaschieren, dass in manchen Songs nicht so viel passiert, dass da der Schein das Sein aussticht. Aber: HARIESCHAIM schlägt auch Haken, und dann wird es interessant. Wenn Bruder Punk übernimmt, die Gitarre sich einmal nicht im Waldnebel verliert, sondern markig nach vorne prescht. Wenn, wie im sehr guten „Will ich nur Dich“ plötzlich die Sprache wechselt und vom „Kopf voller Pflastersteine“ die Rede ist. Wenn „Sliced Bread #2“ am Ende nicht auf, sondern neben der Spur stattfindet. So weitermachen, bitte.