Schön, schief und krumm: Berlins Straßen-Wirrwarr grafisch dargestellt


Dass Berlins Straßen in nahezu alle Richtungen gehen, kann für manchen Touristen zur Qual werden. Eine Grafik zeigt die relative Ausrichtung des Berliner Straßengitters und wie schön man in unserem Hauptstadt-Dschungel verloren gehen kann.

Berlin durch die Augen von Flüchtlingen – eine Stadtführung
Ob eine Straße nun genau eine Nord-Süd-Ausrichtung hat oder doch eher nach Ost-West ausgerichtet ist, fällt einem meistens gar nicht bewusst auf. Wenn man aber mal in einer größeren Stadt in den USA gewesen ist, wird einem doch überraschend klar, wie einfach es ist, sich in einer Stadt wie New York zurechtzufinden. Menschen, die nicht mit einem messerscharfen Orientierungssinn ausgestattet sind oder Touristen können sich in einem schön gerasterten Straßennetz wunderbar nach den Himmelsrichtungen und dem Stand der Sonne orientieren (Nie-Ohne-Seife-Waschen usw.).

Die relative Ausrichtung urbaner Straßennetze

Der Datenanalyst Seth Kadish hat für seinen Blog, auf dem er er Datensätze visualisiert, Städte nach der Ausrichtung ihrer Straßen analysiert. Er bewertet einige US- sowie europäische Metropolen anhand der relativen Winkel ihres Straßengitters zum jeweiligen Längengrad und kommt zu dem Ergebnis: Die Straßen in einigen US-Städten verlaufen in hauptsächlich zwei senkrecht zueinander stehenden Richtungen, im schönsten Fall sogar an den Nord-Süd- und Ost-West-Achsen. In Europa ist das ganz anders. In Berlin beispielsweise sind die Straßen in alle Himmelsrichtungen ausgerichtet. Wie das auf Kadishs Blog dargestellt wird, sehr Ihr hier:

 

Berlins Straßenraster
Berlins Straßenraster im Windrosen-Diagramm
Eine Stadt wie aus Monopoly: Denver.
Eine Stadt wie aus Monopoly: Denver.

 

Laut Kadish können nur Menschen mit einem messerscharfen Orientierungssinn ein gerastertes Straßennetz zu schätzen wissen. Sie sich nämlich, so wie er selbst, am Stand der Sonne orientieren, wenn sie versuchen, ihren Weg durch die Stadt zu finden. Kein Wunder also, wenn diese sich in einer so „desorientierten“ Stadt wie Berlin sofort verlieren.

Das römische Vermessungswesen

#PaintBack: Berliner Sprayer machen aus Hakenkreuzen Kunst
 Wie auch das heutige Rom wurde Berlin definitiv nicht am Reißbrett erfunden. Die meisten Städte entwickelten und entwickeln sich historisch. Doch es gibt auch die eine oder andere Ausnahme, wo Straßen in Berlin dann doch an den Himmelsrichtungen ausgerichtet sind. Betrachtet man zum Beispiel den Schillerkiez in Berlin-Neukölln, mit der großen, beinahe perfekt von Nord nach Süd ausgerichteten Schillerpromenade und den nahezu genau von Ost nach West verlaufenen Flüssen, würde man meinen, dass das Herz eines jeden Reißbrett-Fanatikers dabei einen Sprung macht. Die in Nord-Süd-Richtung verlaufende Friedrichstraße könnte man ja beinahe die Berliner Version der römischen Cardo-Maximus-Achse bezeichnen.

Und doch, Berlin ist offensichtlich keine Stadt, deren Straßen sich hauptsächlich an zwei senkrechten Linien orientieren, wie sie es in New York tun. In Berlin findet man dafür in fast jedem Winkel ein bisschen Geschichte. Man kann sich, wie gesagt, richtig schön in ihr verlieren. Mehr gestalten statt planen, sonst entstehen nachher perfekte Spielplätze, auf denen keiner spielen will (ja, das gilt für dich, liebe Hamburger HafenCity).

Berlin am Reißbrett planen? Zum Scheitern verurteilt! Das würde sofort die Gründung einer Initiative initiieren: Rettet die krummen Straßen!

 

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