Autechre
elseq 1–5
Warp/Rough Trade (Digital only)
Das Opus magnum der Elektronik-Avantgarde aus Manchester. Vier Stunden, fünf Alben, 21 Tracks.
Es ist ein schwerer Brocken, das zwölfte Album von Autechre – auch für die hartgesottensten Anhänger des Duos aus Manchester. Drei Jahre nach EXAI veröffentlichen Rob Brown und Sean Booth ihr Opus magnum. ELSEQ 1–5 sind fünf Einzelalben, 21 Tracks mit einer Gesamtlaufzeit von über vier Stunden, der längste „elyc6 0nset“ ist mehr als 27 Minuten lang. Die Fünfteilung ergibt Sinn, weil jedes Album in Bezug zueinander durchaus stilistische Unterschiede aufweist. In der Summe liefert ELSEQ zwar keine umwerfend neuen Erkenntnisse über Autechre, aber die Wucht und Radikalität mit der Brown und Booth ihre musikalische Vision auf den Punkt bringen, sucht ihresgleichen.
Autechre kommen aus dem Techno, haben sich immer weiter davon entfernt und sind nicht erst seit ELSEQ mehr mit der Avantgarde des 21. Jahrhunderts verwandt als mit aktuellen Tanzmusiken. Aber gerade so, als wollten sie den Mittelfinger in Richtung ihrer Wurzeln ausstrecken, verlassen sie sich in ihren Tracks oft auf den Beat. Der aber ist trügerisch, gebrochen und manchmal kommt ein zweiter dazu, inkompatibel zum ersten, wie in einem sehr schlechten DJ-Set. Das 22-minütige „eastre“ auf ELSEQ 3 ist ein astreines Stück Neuer Musik, elektronische Avantgarde. Manchmal unternehmen Autechre Experimente in Ambient („spaces how V“) und arbeiten mit der Stille. Es gibt Andeutungen von HipHop, von Drone-Musik, Ahnungen von Melodien und Introspektion („spTh“), semi-sinfonische Dramatik („oneum“), manches klingt wie die Aufarbeitung der ersten Experimente der Elektronik-Pioniere aus den 1950er-Jahren.
ELSEQ 1–5 ist der Höhepunkt in der fast 30-jährigen Geschichte des Duos, weil es viel von dem, was vorher von Autechre kam, obsolet macht und die Frage aufwirft, was danach noch kommen soll.