Red Hot Chili Peppers
The Getaway
Warner Music
Sich selbst beklauen, Elton John ein- und Rick Rubin ausladen: Die Chili Peppers frischen ihren Rock auf.
Ein paar Tage lang stritt die Facebook-Gemeinde angeregt darüber, was bei Rock am Ring schlimmer war, das Gewitter oder die Gesangsleistung von Anthony Kiedis. Ein Schlichter entschied schließlich, dass nichts schlimmer sein könne als das Cover des neuen Albums, was zeigt: Diese Band hat es schwer. Um die Jahrtausendwende galt sie noch als Bastion zwischen Alternative und Mainstream, so unangreifbar wie R.E.M. CALIFORNIACATION und BY THE WAY werden noch heute aufgelegt, wenn man sich nicht zwischen Curtis Mayfield und Pearl Jam entscheiden mag. Danach läuft stets BLOOD SUGAR SEX MAGIK, und einer stellt immer die Frage, ob das nicht vielleicht doch eines der besten Rockalben aller Zeiten ist. Danach bog die Band in die Phase ein, in der neue Alben nur noch als Begründung für neue Shows fungieren. Kann jemand noch mehr als zwei Lieder von I’M WITH YOU benennen, der 2011er-Platte? Eben. Für THE GETAWAY haben es die Chili Peppers übers Herz gebracht, Rick Rubin die Zusammenarbeit zu kündigen. Der Mann hat die Kalifornier überhaupt erst zu einer ernst zu nehmenden Band geformt. Doch spätestens mit I’M WITH YOU war die gemeinsame Reise beendet. Das elfte Album hat nun Danger Mouse produziert, der seit einiger Zeit seine Methode perfektioniert, Stile auf die Oberfläche zu reduzieren und dadurch Pop entstehen zu lassen. Die Red Hot Chili Peppers sind eine passende Band dafür, zumal sie keine Scheu vor der Selbstkopie haben. Die Gitarre am Anfang von „The Longest Wave“, Kiedis’ Hey-Oh’s bei „Goodbye Angels“, Fleas Bass auf „We Turn Red“ – alles alte Bekannte. Der beste Move: Der Softrocker „Sick Love“ mit Elton John am Piano. Live werden sie das wohl kaum spielen. Was auch nicht schlimm ist.