Rick Astley


Ob das Englands Hit-Fabrikanten Stock, Aitken & Waterman wohl wußten, daß Ihr Schützling eher die Smiths mag als Kylie Minogue? Auf Jeden Fall stellte der kleine, blasse Brite mit der großen, dunklen Stimme, der Power allemal der Perfektion vorzieht, im Blindtest seine vielseitigen Kenntnisse eindrucksvoll unter Beweis. Für die stimmlichen Darbietungen der Kandidaten zeigte er natürlich besonderes Interesse. Denn: "Einem guten Sänger nimmst du alles ab, was er singt."

Womack & Womack: „Family Spirit“

„Womack & Womack, nicht wahr? Ich dachte es mir, weil man im Hintergrund gleich die ganze Familie hört. Das Stück klingt allerdings über weite Strekken wie ein Demo — nett und angenehm, aber im Prinzip nichts Besonderes. Wo bleibt jetzt nur der fällige Refrain? Kommt er, oder hat man ihn schlicht verpennt? Naja, beim Tapezieren oder Autowaschen würde ich mir das schon gefallen lassen.“

Carter USM: „Surfin‘ USM“

„Was singt der da. Juck bastard‘? Klarer Fall: New Order meets Motörhead — absolut scheußlich, Müll, weg damit. Da möchte ich am liebsten gleich am Anfang schon wieder die Stoptaste drücken. Wer ist das? Carter The Unstoppable Sex Machine? Jetzt dämmert’s mir — die sind doch in England in den Top Ten. Mein lieber Herr Gesangsverein, so klingt das also — Jesus, hilf!“

Mike & The Mechanics: „Get Up“

„Klick, ich hab’s: Das ist eindeutig die Stimme von Paul Carrack — also handelt es sich hier offenbar um Mike & The Mechanics. Die fahren ja gleich mit zwei Sängern auf; neben Carrack singt noch Paul Young. der andere Paul Young, der von Sad Cafe. Ich habe diese Band mal in Kanada erlebt, als Carrack den Hit ,The Living Years‘ sang, der für mich damals der Song des Jahres war. Carrack hat in der Tat eine sagenhafte Stimme. Schon allein deswegen würde ich mir diese Platte zulegen.“

Holger Czukay: „It Ain’t No Crime“

„Uuuuh, das ist öde und langweilig. Sofort ausschalten! Das ist pure Verschwendung von Material und Zeit.“

INXS: „Suicide Blonde“

..Here we come, INXS. Ich besitze alle ihre Platten. Aber um wirklich zu begreifen, wie phantastisch diese Band ist, muß man sie auf der Bühne, live im Konzert, erlebt haben. Ich finde sie Klasse; das geht gut ab. ohne protzig zu wirken. Oder wie wir Engländer sasen: it’s 20t balls.“

Steve Winwood: „I Will Be There“

„Das kommt mir vor wie Musik aus irgendeiner Brotreklame. Oh, pardon. das ist ja Steve Winwood — eine tolle Stimme. Am Refrain erkenne ich ihn. Er ist einer der ganz Großen – einer, der ohne jedes Image auskommt. Ähnlich wie Phil Collins. Seine Platten kauft man nicht, weil er topgeil aussieht oder herumhampelt wie etwa MC Hammer, sondern einzig und allein wegen seiner Persönlichkeit. Und dazu ist die Stimme auch noch so einzigartig, daß man nicht mal den Text des Songs verstehen muß.“

Vaya Con Dios: „Night Owls“

..Das sind mir vielleicht Nachteulen, die da auf Rock ’n‘ Roll aus den 50er Jahren machen. Die Stray Cats waren ja wenigstens noch originell und echt — die hier hingegen tun nur so als ob. Und das gefällt mir überhaupt nicht.“

David Knopfler: „Lonely Is The Night“

„Das gefällt mir auf Anhieb. Die Stimme kommt so richtig schön rauchig wie bei Chris Rea. Der Song ist allerdings nur Durchschnitt, auch wenn das Feeling durchaus stimmt — relaxed, aber groovy. Hör mal die Gitarre, da hatte wohl Robert Cray seine Finger im Spiel oder sogar Mark Knopfler. Ach, das war David Knopfler? Nun ist mir alles klar.“

Morrissey: „Our Frank“

„Das ist Morrissey. Mit seiner neuen Single? Ich bin ein Riesenfan von den Smiths, so komisch das auch klingen mag. Morrisseys Texte sind absolut erste Sahne! Und seine Stimme erkennst du. sobald er nur den Mund aufmacht. Der Song haut mich wieder mal vom Hocker: absolutelv fucking brilliant!“

Feargal Sharkey: „l’ve Got News For You“

„Feargal Sharkey. Ehrlich gesagt, waren mir die Undertones lieber als er mit seinen Soloprojekten. Der Song wäre was für jenen Schmuser aus Amerika namens Michael Bolton. Sharkeys Stärken liegen nämlich in Tempo-Songs und weniger im Besinnlichen.“

Londonbeat: „No Woman No Cry“

„Ich wußte schon beim Keyboard-lntro, daß gleich dieser Beat einsetzen würde. Das sind Londonbeat; ihre Stimmen sind unverkennbar. Aber ich kann diesen Groove nicht ab — der klingt wie Programm Nummer 27, fine, thank you. Die waren früher schon gut, aber es ist halt die alte Geschichte: Erst das allerpoppigste Machwerk bringt den Durchbruch. Aber sie haben’s verdient, und der Gesang ist klasse. Nur der Beat ist einfach nicht mein Ding.“