Die Prinzen


Wie sie reimen, so reden sie auch: Was harmlos klingt, entpuppt sich beim zweiten Hinhören als beißende Ironie. Die sächsischen A-cappella-Punks Tobias Künzel und Sebastian Krumbiegel drehten beim Blind Date die liebe Konkurrenz durch den Wolf. Das Ergebnis: Leipziger Allerlei.

Prinee: »Sexy Motherfucker“

TOBIAS: „Äußerst ansprechende Titelzeile. Die hat so was Einfühlsames. Auch die Bläser kommen gut. So nach Blood Sweat & Tears-Manier.“ SEBASTIAN: „Stimmt, aber die Titelzeile ist wirklich das Entscheidende. Prinee ist sowieso geil.“

Stephan Eicher: „Hemmige“

TOBIAS: „Klingt ziemlich russisch. Für’n Wessie ist das ja vielleicht noch schrill, aber wir haben so was lang genug gehabt.“ SEBASTIAN: „Heute fahren wir eben mehr auf westliche Folklore ab — halt auf Guns N“ Roses und so.“

Neville Brothers: „Fly Like An Eagle“

SEBASTIAN: „Von ’nem neuen Groove mal abgesehen, ist denen wirklich nicht viel eingefallen.“ TOBIAS: „Kommt nicht gegen das Original von Steve Miller an. Da hat mir der Motherfucker von vorhin schon viel besser gefallen.“

Heinz Rudolf Kunze: „Finderlohn“

SEBASTIAN: „Wenigstens mal was Deutsches.“ TOBIAS: „Klingt nach Reinhard Mey.“ SEBASTIAN: „Nee doch, das ist Brille, na, der Heinz Rudolf Kunze halt. Ein paar Lieder von dem find ich richtig gut. .Dein ist mein ganzes Herz‘ und so. Aber die Texte sind mir viel zu vergeistigt. Ich hab’s lieber, wenn die Songs wirklich aus dem Bauch kommen.“ TOBIAS: „Ist mir auch zu philosophisch. Da ist mir ein Rio Reiser lieber.“

SEBASTIAN: „… und auch uns Udo. Selbst wenn wir mit der Meinung momentan vielleicht nicht so weit vorn hegen.“

Wildecker Herzbuben: „Mein Frauchen“

SEBASTIAN: „0 nein, bitte nicht!“ TOBIAS: „Nun laß doch mal. Ich möcht das gern hören. Da denk ich immer an meine Nachbarn, die Familie Hammer. Wenn im Fernsehen der .Musikantenstadl‘ lief, haben die immer so laut mitgeklascht, daß man’s gleich im ganzen Haus hören konnte. Von den Puhdys gibt’s übrigens ein ganz ähnliches Lied: ,Wer kommt ohne Schminke aus, wer, wer, wer

Madonna: „This Used Tb Be My Playground“

SEBASTIAN: „Ami-Kacke.“ TOBIAS: „Vom Intro her garantiert Peter Cetera.“ SEBASTIAN: „Klingt eher wie Whitney Houston. Nee doch. Das ist Madonna. Die find ich eigentlich ganz gut. Aber das Lied hier ist trotzdem ’ne schlimme Schnulze.“ TOBIAS: „Mir gefällt’s. Wenn’s auch nicht ganz so gut ist wie der Motherfucker.“

Roxette: „How Do You Do“

SEBASTIAN: „Roxette oder was? Ganz nett, aber nicht mein Ding.“ TOBIAS: „In den 70er Jahren stand ich auf Sweet. Deshalb steh ich heute auch auf Roxette. Die werden nur tierisch schlecht gemacht, weil viele Teenies drauf abfahren. Was ’n Teenie gut findet, kann eben nix sein. Zwar hat der Typ keine besondere Stimme, aber daraus macht er immerhin das Beste.“

Peter Murphy: „Keep Me From Harm“

SEBASTIAN: „Die Stimme kenn ich doch. Das ist dieser Murphy. Guter Song, gibt mir was.“ TOBIAS: „Ziemlich independent… und ziemlich langweilig. Und bei weitem nicht so gut wie der Motherfucker.“

Tracy Chapman: „Dreamlng On A World“

SEBASTIAN: „Alles klar – Tracy Chapman! Kann ich aber leider nicht drauf.“ TOBIAS: „Tödlich langweilig.“ SEBASTIAN: „Ich steh auch nicht auf Tanita Tikaram. Die ist auch ’ne Weile so hochgejubelt worden.“ TOBIAS: „Die find ich nun wieder gut. Die hatte so ’ne schöne Oboe in einem Song.“ SEBASTIAN: „Auf die Oboe stehst du doch nur, weil die was mit Blasen zu tun hat.“ TOBIAS: „Stimmt, ich hab nämlich mal Klarinette gespielt.“ SEBASTIAN: „… und ich Trompete. Man sieht also, wir sind rundum erfahrene Bläser.“