R.E.M.: 15 fette Jahre
Von Kult-Provinzlern zur Mega- Hitmaschine: Peter Bück über R.E.M.s neues Best-of-Album.
In Time ist eure dritte Best-of-Compilation aber die erste, bei der nicht die Plattenfirma, sondern ihr das Tracklisting bestimmt habt. Ihr habt auf einige Hits verzichtet, dafür weniger bekannte Songs berücksichtigt. Welche Idee steckt hinter dem Album ?
BÜCK: Die meisten Songs auf der Platte waren schon als Singles erfolgreich, irgendwo auf der Welt. Die übrigen sind unsere persönlichen Favoriten. Wir haben uns für die Auswahl auch auf Fan-Websites umgeschaut und mit verschiedenen Leuten gesprochen. Thom Yorke zum Beispiel meinte, dass „Electrolite“ unbedingt mit drauf müsste. Es ist ein gutes Album, aber natürlich wird dem ein oder anderen etwas fehlen. Wir haben in 20 Jahren an die 200 Songs aufgenommen – auf dem Album war gerade mal Platz für 18. Mit „Animal“ und „Bad Day“ sind auch zwei neue Tracks dabei. Letzterer könnte allerdings ebenso gut aus Document-Zeiten stammen. „We’re sick of being jerked around“ – so radikal klangen R.E.M. seit „It’s The End Of The World“ nicht mehr. Der Song beschreibt, wie chaotisch es ist, derzeit in Amerika zu leben. Was die Musik angeht, stammt er tatsächlich von 1986 – aber den Text hat Michael erst vergangenes Jahr geschrieben. Auf der Special-Edition haben auch Live-Songs Platz gefunden haben. Das nährt Hoffung: Wird es irgendwann doch noch eine Live-LP von R.E.M. geben?
Weißt du, die Bootlegger machen einen verdammt guten Job. (lacht) Live-Aufnahmen von uns gibt’s seit 1983, auch wir selbst haben jede Menge mitgeschnitten. Mir gefällt es, wie das im Internet läuft: Wir spielen einen Gig, und am nächsten Tag können sich die Leute den Mitschnitt runterladen. Es gibt iTunes und die anderen Musikbörsen; da muss man kein Live-Album mehr veröffentlichen, sondern kann dort komplette Shows für, sagen wir, zehn Dollar anbieten.
Wie weit seid ihr denn mit dem neuen Album?
Wir kommen unserem Ziel immer näher. Aber ich versuche es weiter ungezwungen und spontan zu halten. Etwas von der Inspiration, die wir auf der Bühne bekommen, mit ins Studio zu bringen. Wir sind etwa halb durch, und ich bin sehr zufrieden mit dem, was wir bisher haben – diese fünf, sechs Songs.
Wohin geht’s musikalisch?
Die nächste Platte wird nicht so üppig ausfallen wie die letzte, auf der wir Streicher und massig Keyboards und Gitarren verwendet haben. Sie wird deutlich sparsamer klingen.
Mit dem Best-of-Album lasst ihr eure erfolgreichste Phase Revue passieren, die Jahre 1988 bis 2003. Was bedeutet dir R.E.M. heute?
In guten wie in schlechten Zeiten, es ist mein Lebenswerk. Wenn du 15 bist und anfängst, Gitarre zu spielen, kannst du dir einfach nicht vorstellen, dass man in 30 Jahren über dich sprechen wird. R.E.M. ist das, wofür man sich an mich erinnern wird, für nichts anderes. Daraufbin ich stolz.