..Grundsätzlich zum Kotzen
Nach einem völlig verregneten Tag auf dem Salzburger Frequency-Festival gesellt sich ein völlig gut gelaunter Tobias Lützenkirchen ins ME-Autogrammstundenzelt und lässt unsere Playlist auf sich wirken.
Lützenkirchen „3 Tage wach (Scooter Remix)“
Als ich das zum ersten Mal gehört habe, war ich doch ganz positiv überrascht. Klar: Wenn H.P. anfängt zu shouten – da lag ich natürlich schon am Boden. Aber insgesamt gut gelöst, Auftrag erfüllt! Wie kam’s denn eigentlich zu dem Remix?
Das war nicht meine Idee. Ich habe mich am Anfang auch mit Händen und Füßen dagegen gewehrt. Aber da Universal (Lützenkirchens Plattenfirma) einen kommerziellen Mix wollte und brauchte, war die Entscheidung eben: Wenn schon, denn schon – mehr geht ja nicht! Und nachdem mit der Nummer sowieso schon so viele obskure Sachen passiert sind – Klingeltöne und The Dome – irgendwann habe ich das alles nur noch abgenickt.
Ich habe einfach die Hände über’m Kopf zusammengeschlagen und mir gedacht: „Lass die mal machen“.
Alexander Marcus „1,2,3“
In irgendeinem Artikel wurde ich mal mit dem in einem Kontext erwähnt. Allerdings wurde er dort total verrissen und von mir hieß es, ich hätte schon ein anderes Fundament. Da habe ich mir schon den Schweiß von der Stirn gewischt. Also, wenn das die Schublade ist, in der mich Leute sehen, dann gute Nacht. Ich finde die Idee von dem Song hier ja nicht blöd, ich finde das nur grundsätzlich zum Kotzen.
The Futureheads „The Beginning Of The Twist“
Geil! So Maximo Park, Franz Ferdinand, oder?
The Futureheads. Würdest du im Club zu so etwas tanzen ?
Ich würd’s zumindest versuchen. Hängt davon ab, wieviel ich getrunken habe.
Gab’s denn eine Zeit in deinem Leben, in der du primär Gitarrenmusik gehört hast?
Ja, klar. Als ich so um 18 Jahre alt war. Ganz klar Gunners damals, Bad Religion, New Model Army, Nirvana, superviel U2. Ich habe in jedem Fall ein Feeling für so ’ne Art von Mucke.
The TingTings „Great DJ“
Nicht so meins. Da gab’s mal so ’ne Kombo, die nannte sich No Doubt, daran erinnert mich das… Nee, und jetzt dieses „A-ah-aaah-ah“. Das ist mir zu „Barbie Girl“.
Justice „Dior Homme Spring Summer 09 Mix“
Sehr geil. Fischerspooner?
Nein.
T. Raumschmiere?
Auch nicht. Das sind Justice mit ihrer Laufstegmusik für Christian Dior.
Alles klar. Ist echt mal was anderes. Super, super.
Hercules And Love Affair „Hercules Theme“
Mit der Art von Mucke habe ich meine Kleinkindzeit verbracht. So Studio 54, Thelma Houston. Finde ich nach wie vor lustig.
Das ist ziemlich aktuell: Hercules & Loue Affair. Siehst du momentan einen Trend zurück zu klassischem Disco ?
Der große Trend war ja schon: Das French-House-Ding – Mousse T., Bob Sinclar und so. Das jetzt 1:1 zu machen ist vielleicht nochmal was anderes. Aber ich glaube nicht, dass das der große Hype wird. Der Trend geht in eine ganz andere Richtung.
In welche denn?
Die Global Player teilen sich momentan: Die einen werden wieder viel technoider, im Sinne von Detroit Techno. Nicht unbedingt härter oder schneller, halt back to basics. Die anderen gehen zurück zum klassischen House in der Tradition von alten Strictly-Rhythm-Scheiben.
Joy Division „She’s Lost Control“
Grausamer Sänger. Grausam, grausam. Und die Band ist ja so was vOn untight. Die eiern da so rum.
Aber das ist doch eine Legende!
Das sind jetzt aber nicht die Ramones?
Nein, Joy Division.
Da war doch mal Fatboy Slim dabei, oder?
Nein, der war bei den Housemartins.
Stimmt. Dennoch ist das grausam.
Miriam Makeba „PataPata“
Ich hasse diesen Song! Das war auch schon immer so. Da krieg ich die Oberkrise! Horror, Horror!
Nirvana „Lithium“
(singt mit) Wegen denen habe ich damals Gitarre gelernt. Nirvana waren keine musikalische Meisterleistung. Was sie aber waren, war Atmosphäre. Die haben dermaßen intensiv den Zeitgeist getroffen, mit ganz simplen Songs ein Gefühl vermittelt. Dass es immer Leute mit dieser genialen Simplizität sind, die sich dann umbringen: Janis Joplin, Jim Morrison…
Wo wären Nirvana denn heute?
Entweder wären sie jetzt so richtig, richtig Legende oder durch irgendwelche Eskapaden genau so in der Gosse verschwunden wie Guns N‘ Roses. Die haben ihre eigene Legende durch Quatsch selbst verschenkt.
CSS „LeftBehind“
(kurz nachdem der Gesang beginnt) Das ist eierlos. Mir nicht straight genug. So nebenbei-läuft-Radio-Mucke.
U2 „Where The Streets Have No Name“
(nach zwei Sekunden) Fängt an wie „Where The Streets Have No Name“
Hört auch so auf.
Da fallen mit direkt hundert Millionen Sachen aus meiner Teenie-Zeit ein. U2 sind für mich die Allergrößten – noch vor Depeche Mode!
Vor Nirvana, vor den Beatles?
Jaja – die Allergrößten! Allein schon, was man alles damit persönlich verbindet … Wie ich zu „Sunday, Bloody Sunday“ nach soundso viel Bowle in die Ecke gekotzt habe… Für mein Leben sind U2 absolut prägend.