„Der EasyJetSet hat es entweiht“


Einchecken, auflegen, abfliegen: Wenn Deutschlands unbekanntester Superstar, Paul Kalkbrenner, in Frankreich spielt, skandieren Tausende Franzosen "Deutschland, Deutschland". Ein Gespräch über mangelndes Selbstbewusstsein, schlechte Drogen und darüber, warum der Bohei um Berlin im Jahr drei nach "Berlin Calling" endlich ein Ende finden muss.

Herr Kalkbrenner, dieses Gespräch findet im Soho House statt, einem Berliner Members-Only-Club.

Paul Kalkbrenner: Ich ahne, was jetzt kommt. Aber: Ich bin hier zum ersten Mal. Mein Manager ist Mitglied und hat uns diese schöne Suite gebucht.

Eigentlich wollte ich darauf hinaus, dass der Members-Only-Gedanke doch der Wir-sind-alle-eine-glückliche-Familie-Grundidee von Techno widerspricht.

Wann war das eigentlich so? Damals, als man im Bunker stand, in dem ein Strobo durch undurchdringlichen Nebel peitschte? Lang ist es her.

Die frühe Love Parade, Tresor, E-Werk bis hin zu Berghain und Bar25. Wie hat sich Techno verändert?

Techno ist auch nicht mehr der Jüngste und dementsprechend geht er den Weg alles Irdischen. Und dazu gehört eben auch, dass es DJs gibt, die mit Champagner und russischen Damen auftreten, nicht vermeidbar. Es spielt jedoch keine Rolle, welche Auswüchse es gibt. Wichtig ist, dass das Wesentliche bleibt: Ausgehen, Musik, Abfahrt. Außerdem ist Techno die einzig wirklich globale Musikkultur dieser Tage.

Weil die Musik ohne Text auskommt.

Dafür aber eine Melodie besitzt, die jeder für sich lesen kann.

Warum sahen die Raver in den Neunzigern oftmals nicht so fertig aus, wie die Drei-Tage-Wach-Generation von heute?

Weil es früher noch richtiges Ecstasy gab. Heute nehmen die Leute Pferdebetäubungsmittel, GHB, irgendwelchen Dreck fein gemixt mit schweren Narkotika. Und liegen mit einer GHB-Alkohol-Vergiftung vor den Toiletten und bekommen eine Adrenalinspritze ins Herz. Nicht mein Ding. Es findet auch alles gar kein Ende mehr. Ganz früher dauerte die Nacht bis zum nächsten Morgen, später bis um neun, dann E-Werk bis vierzehn Uhr, irgendwann war dann aber auch mal Schluss und gut. Der Easyjetset hat das entweiht.

Herr Kalkbrenner, Sie klingen jetzt aber ein wenig konservativ.

Bin ich auch! Wenn ich Sonntagabend zurück nach Berlin komme, gehe ich garantiert nicht mehr aus. Ehrlich gesagt bin ich froh, dass ich am Wochenende aus Berlin verschwinden kann.

Dabei reisen Wochenende für Wochenende die Feierwütigen doch gerade nach Berlin.

Aber damit will ich nichts zu tun haben. Easyjetset? Feiern erst am nächsten Mittag? Nein, danke! Ich mach da grad eine kleine Gegenbewegung und spiel einfach mal um Mitternacht.

Sie klingen, als wären Sie des ganzen Boheis um Berlin ziemlich überdrüssig.

Ein wenig, ja. Langsam ist nämlich selbst Berlin gesättigt. Mit Auswirkungen für alle, die vorhaben, hier in Music/Fashion/Media zu arbeiten. Jeder Fotograf, der herzieht, kann gleich mal weniger Gage nehmen. Verstehen Sie mich nicht falsch: Ich liebe diese Stadt, den Fernsehturm, Ost-Berlin, das ist meine Stadt, ich bin hier aufgewachsen, deswegen ist Berlin toll für mich. Nicht wegen des Berlin-Wahnsinns.

Finden Sie es nicht schade, dass die Bar25 zugemacht hat?

Nein. Dafür war ich zu selten da.

Stattdessen werben Sie für das Kulturgut „Techno Made In Germany“ in aller Welt. Auf Ihrer DVD sieht man vor allem Franzosen, die die deutsche Wertarbeit zu schätzen wissen.

Das war nicht nur eine Wertschätzung für „Techno Made In Germany“, das war auch eine Wertschätzung für Germany. Da wurde „Deutschland, Deutschland“ skandiert, von einer Halle voller Franzosen. Vielleicht auch wegen des sagenhaften Auftritts unserer Nationalmannschaft im Juni. Aber vielleicht sollten wir Deutschen uns mal klarmachen, dass wir im Ausland auch und gerade für unser Deutschsein gemocht werden.

Sie beklagen mangelndes Selbstbewusstsein?

Verstehen Sie mich nicht falsch, das ist geschichtlich sehr gut begründet und richtig. Aber wenn es um Schwarz Rot Gold geht, darf mal ein anderes Bewusstsein her. Das war nur die Fahne der Bürgerlichen Revolution, der Weimarer Republik, der Bundesrepublik. Warum soll man denn nicht selbstbewusst damit umgehen? Die Nationalmannschaft hat bei der WM in Südafrika ziemlich gut vorgemacht, wofür die moderne Bundesrepublik stehen könnte: Kein Leitwolf-Gehabe mehr wie noch zu Ballack-Zeiten, dafür Teamskills, Verantwortung wird verteilt auf mehrere, die Jungs können sich benehmen, spielen trotzdem selbstbewusst – und nicht nur erfolgreich, sondern auch schön. Und dann jemand wie Özil. Was für ein Junge, Wahnsinn. Ich war in dem Alter noch lange nicht so abgeklärt. Wie der mit dem ganzen Druck umgeht, spielt für Deutschland gegen die Türkei, so ganz selbstverständlich, während im Hintergrund die Sarrazin-Debatte läuft, und dieser junge Kerl lässt sich davon null beirren, ganz großer Respekt.

Sie stört es doch auch nicht, wenn anstelle von 1.000 Menschen plötzlich 12.000 am Balaton durchdrehen, wenn Sie das Podest besteigen?

Nein.

Waren Sie denn vorbereitet, Deutschlands größter Techno-Exportschlager zu werden?

Natürlich nicht. Und es sickert auch nur ganz langsam zu mir durch. Wenn ich mir Videos der Auftritte auf YouTube oder eben jetzt die DVD anschaue, muss ich lächeln, amüsiert lächeln. Natürlich passiert da gerade viel mehr als meine Musik es eigentlich zulässt. Anscheinend war da oben ein Stuhl vakant, mein Arsch passte drauf und jetzt bin ich eben der bunte Pfingstochse, den sie am Nasenring durch die Arena zerren wollen.

Und doch hat es etwas Quasi-Religiöses, wenn man sich Ihre Auftritte ansieht.

Definitiv. Von da oben wird gepredigt. Und noch mehr als bei einem DJ-Set, das über viele Stunden läuft, in einem Club mit 250 Leuten, die total abgehen. Da läuft viel über den direkten Kontakt: Händeschütteln, quatschen, Drink hier, Joint da.

Ist live spielen eigentlich viel anstrengender als aufzulegen?

Viele meiner Handgriffe sind mittlerweile derart automatisiert, dass ich darüber nicht nachdenke. Aber: Es bleibt dennoch viel komplexer als auflegen, wo heutzutage ein Programm schon die Geschwindigkeit der Platten automatisch anpasst. Dafür bin ich viel zu ungeduldig. Ich will immer irgendetwas machen, deshalb brauche ich eine Mikrostruktur, in der ich rumwurschteln kann.

Anders als Sven Väth, der teilweise so hart hinter seinem Pult feiert, dass er vergisst, eine neue Platte aufzulegen.

Ja, aber das ist seine Gabe. Die „Groove“ druckte – wie ich kürzlich las – 1991 einen Leserbrief, in dem stand, der Drogenheini Väth würde spätestens zum Jahresende in der Klapper landen oder auf dem Friedhof. Das war vor 20 Jahren. Und der Sven, der steht immer noch!

Sie spielen fast nur eigene Produktionen bei Ihren Live-Sets. Liegt es daran, dass sich ein Abend mit Kalkbrenner eher wie ein Konzert als wie ein Rave anfühlt?

Ich spiele Song für Song allesamt meine Produktionen, die ich dort quasi noch einmal neu arrangiere. Deshalb wundert es mich auch, wenn manch einer mokiert, ich hätte einen Übergang vermasselt. Hm? Ich spiel das doch alles live. Deswegen kann ich auch nach drei Stunden Show mal für zwei Minuten von der Bühne runter, pinkeln gehen, und die Leute bleiben da, weil ich ja wieder zurückkomme. Das geht bei einem Konzert vor einigen Tausend Leuten, bei einem DJ-Set nicht.

Stört es Sie eigentlich, wenn jemand sagt oder schreibt, Paul Kalkbrenner sei ein DJ?

Bis vor drei Jahren hat es mich wahnsinnig gemacht. Mittlerweile ist mir das egal.

Dabei gab es zu Ihren Jugendzeiten doch schon das Phänomen des DJs als Superstar.

Natürlich. Aber um überhaupt irgendwie wahrgenommen zu werden, waren wir einfach zu jung. 1992 waren Sascha (Funke, Anm. d Red.) und ich gerade mal 14 und haben in Ost-Jugendclubs aufgelegt. Bis wir dann irgendetwas konnten, war die erste große Welle schon durch.

Zudem gab es Ende der Neunzigerjahre die erste Techno-Implosion.

Es war alles abgefrühstückt, die Love Parade eine Ballermann-Veranstaltung, das E-Werk geschlossen, die erste große Welle vorüber. Da gab es nichts mehr zu holen, vor allem nicht genug, um davon leben zu können. Deshalb arbeitete ich damals auch als Cutter beim Fernsehen. Mit dem Geld kaufte ich mir dann mein Equipment, um meine ersten Songs live aufzunehmen. Das lief noch völlig ohne Computer, nur mit Sampler, Synthesizer, Sequenzer und Drum Machine. Alles das lief in den Mixer rein, aufgenommen wurde live mit einem DAT-Rekorder.

So ähnlich funktioniert es auch heute bei Ihnen auf der Bühne.

Für mich war es unfassbar wertvoll, es noch auf altem Weg zu lernen. Sonst würde ich heute anders klingen. Nämlich wie jemand, der es sich auf Laptop und Controller beigebracht hat.

Was billiger gewesen wäre. Dank der Demokratisierung der Produktionsmittel in den Nullerjahren.

Schon, aber das hatte auch Nachteile. Vor zwei Jahren gab es auf einmal so viel belanglosen Schund. Jeder dachte, er ist jetzt Techno-Produzent. Früher sagten immer alle: „Wenn ich dein Equipment hätte, würde mein Sound auch so fett klingen.“ Zählt heute nicht mehr.

Sie sprachen vorhin von Pfingstochsen, gab es früher einen, den Sie bewunderten?

In dieser Form nicht – und wenn, wäre man nicht hingegangen. Das ist der Spagat, den ich gerade versuche: Wie wird man ein Tiesto, ohne so ein Tiesto zu werden? Das ist die große Preisfrage.

Vergangenen Oktober wurde Jubiläum gefeiert: Wie steht es um Deutschland bei Nacht? Sind Ost und West da schon eins?

Na, es hieß doch immer: Das dauert 30 Jahre. Jetzt sind wir bei 20 – alles wird gut!

Sie sind in Lichtenberg aufgewachsen. Wie muss man sich das vorstellen?

Ostig. Auch nach der Wende noch: Ostig. Und zwar alles: Die Schule, der Kiosk, die Jugendclubs. Kennen Sie die eigentlich? Immer zweistöckig, unten ein Blumenladen drinnen, daneben ’ne Postfiliale oder eine Drogerie. Unter darüber schön Disco, Rave. Bis ein Uhr, dann war Schluss. Aber schon da war Techno ziemlich Friede, Freude, Eierkuchen: Jeder hat mitgemacht: Der Nazi-Hool aus Hohenschönhausen, die Transe aus Friedrichshain. Techno hat jeden sein lassen. Und das, als Lichtenberg noch ziemlich düster war.

Wann merkten Sie, dass ein Rave nicht zu vergleichen ist mit einem Abend in der Disco?

Als ich anfing auszugehen, war ich 13. Und da ging man nur in den Jugendclub, in wirklichen Discos waren wir gar nicht. Aber dort merkte ich ziemlich schnell, dass mir der Anfang von Technotronic gefällt, solange eben, bis der Kerl anfängt zu rappen. Also haben wir mit zwei Tape-Decks und der Pause-Taste den Beat verlängert, so ging es los. Dann kamen Walfisch, später das Matrix und schließlich das E-Werk, ein einzigartiger Laden, so etwas wird es nie wieder geben.

Das sagen manche über die Bar25 auch.

Ich nicht.

Viele aus dem E-Werk sind dabeigeblieben: Sonntagmittags in der Panoramabar liegt der Altersschnitt jenseits der 30 Jahre.

Und sie altern im Club. Nicht gerade schön. Unter Menschen und doch irgendwie allein.

Damit Ihnen das nicht passiert, begleitete Ihre Freundin Simina Sie auf Tour. Wie verträgt sich ihre erste Liebe Techno denn mit der zweiten Liebe in Ihrem Leben?

Sie verstehen sich großartig. (lacht) Es ist von Vorteil, wenn die eigene Frau nachvollziehen kann, was man macht, warum man das macht, wie so ein Lebensentwurf aussieht und was das Leben auf Tour wirklich bedeutet. Es ist nämlich viel unglamouröser, als man gemeinhin denkt.

Sie führen ein Leben aus dem Rollkoffer, von Hotel zu Hotel, von Flughafen zu Flughafen, von Club zu Club: Eigentlich das Leben eines Handelsreisenden.

Ja, aber ich muss Gott sei Dank nichts verkaufen. Ich steige in Kapuzenpulli und Jeans in den Flieger und gehe arbeiten. Abgesehen von den Schuhen: Die wechsele ich vor dem Auftritt.

Dann kommen die goldenen Kalkbrenner-Sneakers an den Fuß.

Richtig. Wie vor einem Fußballspiel: Noch einmal die Schuhe richtig fest binden, das hebt die Körperspannung.

Sie tragen immer dasselbe Modell. Wie viele Paar besitzen Sie?

Viele, ich muss oft nachkaufen.

Eine postmoderne Idee, immer identisch auszusehen.

Durchaus. Es erleichtert viel. In der Schule würde man das nicht machen, weil dann die anderen schreien würden: „Der Paul trägt ja immer die gleichen Klamotten, der Assi.“ Heute wechsele ich täglich, sehe aber immer gleich aus, was auf Tour auch Sinn hat: Man trägt ein Outfit, den ganzen Sommer lang.

Wie eine Rüstung.

Exakt. Und überaus zeitsparend, weil man weiß: Das passt.

Wohnen Sie deshalb auch im Hotel: Weil es das Leben einfacher macht?

Nicht mehr. Während des Drehs zu „Berlin Calling“ wohnte ich tatsächlich im Hotel, danach in einem möblierten Appartement in einem Hotel, jetzt in einem möblierten Haus. Und ja, ungemein praktisch. Man kann mit zwei Koffern umziehen, belastet sich nicht mit unnötigem Ballast.

Das lässt sich leicht sagen: Ihr Bruder Fritz erzählte mir, dass Sie Ihren ganzen Kram in seiner Wohnung zwischenlagern.

Die zuvor meine war. (lacht) Der Fritz. Aber nein, er hat recht: Dort ist ein Zimmer quasi nicht begehbar. Ich hoffe insgeheim, dass mittlerweile so viel Zeit vergangen ist, dass ich das ganze Zeugs einfach wegschmeißen kann.

Und Ihre Freundin fand das nicht merkwürdig: Ein Mann, der im Hotel wohnt? Irgendwie unheimlich.

Kann ich nachvollziehen. Seit sie nach Berlin gezogen ist, war mir aber auch immer schon irgendwie klar, dass möbliertes Wohnen auf Dauer nur eine Zwischenlösung sein kann.

Ein ziemlich großer Schritt, einfach mal eben aus Toronto wegzuziehen.

Das fand ich auch so bezaubernd daran. Toronto ist ja nicht Hamburg oder London. Sie hat das von der Leber weg entschieden und das innerhalb von drei Wochen durchgezogen: Ihren guten Job gekündigt, ihr Haus verkauft, das Auto abgemeldet, sich von der Familie verabschiedet. Und das war vor dem Kinostart des Films. Einfach gut.

Sind Sie eigentlich von „Sky And Sand“ manchmal schon genervt?

Na ja, wenn man nur darauf reduziert wird, dann schon.

Die Anfragen für den Live-Act Kalkbrenner haben sich seit dem Filmerfolg wahrscheinlich verzehnfacht. Wie oft haben Sie seit dem Kinostart live gespielt?

2009 genau 142 Mal. Das ist mir zu viel. Aber das habe ich direkt korrigiert und dieses Jahr schon ausgedünnt. Ich war im vorletzten Jahr ziemlich unvorsichtig, weil ich dachte: Nichts ist besser als ein voller Kalender.

Wie oft pro Abend werden Sie von den Fans mit Ihrer Filmfigur verwechselt? Kommen Menschen zu Ihnen und sagen: „Alter, ein Glück aber auch, dass es dir wieder gut geht“?

Das passiert eigentlich nicht. Das Volk ist schlauer als die meisten denken …

… und die Welt keine Scheibe, sondern eine Discokugel.

Ja, ist sie. Aber: Wir haben uns dieses Mal bewusst gegen die Discokugel entschieden.

Wie bitte?

Auf dem Cover der DVD wollte ich mal Kalkbrenner ohne Kugel. Dafür einfach in Gelb.

Ihre neue DVD besteht aus zwei Teilen: Einer live gefilmten Werkschau und einer On-The-Road-Doku über den Alltag eines Vielfliegers. Mit Einlagen wie: Nachrasieren des Haupthaars am Gepäckband.

Muss halt sein, wenn man im Flugzeug merkt: Oh, da steht noch ein Büschel.

… Rauchen im Privatjet.

Das war gut, ja, da durfte ich eine rauchen.

Eine ziemlich teure Zigarette, schließlich haben Sie den Jet selbst bezahlt. Was war geschehen?

Ich hatte wetterbedingt den Anschluss verpasst und einen Privatjet mieten war die einzige Chance, noch pünktlich zu kommen.

Sie hätten auch absagen können.

Ja, aber die Leute stehen doch da und warten. Außerdem waren die Kosten für den Jet insgesamt niedriger als die Gage an diesem Abend.

Immer noch ziemlich hoch also.

Sehr anständig, ja.

Klingt aber auch nach einer ziemlich verantwortungsvollen Arbeitsmoral.

Das hieß hier früher mal preußisch-protestantisches Arbeitsethos. Ich sehe mich als Dienstleister, nicht als der ach so große Künstler.

Auch im Studio?

Da eher klassischer Handwerker.

Wann waren Sie zuletzt im Studio?

Richtig im Studio? Also nicht für irgendwelche Remixe? Vor mehr als drei Jahren. Aber ich werde mich bald wieder hinsetzen. Müssen.

Müssen?

Eigentlich hatte ich meinem Manager versprochen, dass ich bis Weihnachten mein nächstes Album fertigstelle.

Und wie weit sind Sie?

Ich hab noch nicht einmal angefangen. Das Blatt ist leer. Jetzt soll es bis April fertig werden.

Macht Sie der Gedanke daran nervös?

Ein bisschen.

Wissen Sie schon, wie das Album klingen soll?

Eher wieder wie Self, wie mein Album aus dem Jahr 2004. Es muss ja auch nicht ständig jemand singen, oder?

Was wird der 60-jährige Kalkbrenner über den „Berlin Calling“-Kalkbrenner von heute wohl sagen?

Er wird sagen: „Der hat noch ganz schön seine Kandidatur gefährdet.“