Konzert-Review: The Rapture in Köln


75 Prozent Ehering-Quote, die Kölner Werkstatt halb voll und ein Langweiler am Bass: Ist das unser Dance Punk?

Niemand Geringeres als DJ Hell besorgte für The Rapture das Warm-up, als die zum ersten Mal in Köln spielten. Acht Jahre ist das her. Damals nannte man die Musik Dance Punk. Das neue Album In The Grace Of Your Love wird überall gefeiert, doch die Werkstatt ist klein, ungemütlich und längst nicht ausverkauft. Das Saallicht brennt noch, als die Band auf die Bühne schlurft. Keine Reaktion im Publikum. Roadies? Eine Vorgruppe aus der Eifel? Lange hat die alte Stadt am Rhein kein Konzert gesehen, das so traurig von Aufstieg und Fall erzählt hat – vor dem ersten Ton. Der gehört dann zum Titelsong des neuen Albums und weist die Band zweifelsfrei als The Rapture aus, die Werkstatt begreift und jubelt lauter, als man noch erwarten durfte.

Bei Bühnenbeleuchtung betrachtet ist alles halb so wild. Luke Jenner singt glasklar, während seine Finger in wildem Tapping über das Griffbrett fliegen. Vito Roccoforte trommelt wuchtig, punktgenau und sich selbst schnell schweißnass und Gabriel Andruzzi bespielt aufreizend elegant Saxofon, Keyboard und, klar, die Kuhglocke. Nur der neue Bassist Harris Klahr (Ex-Q And Not U) spielt gelangweilt. „Get Myself Into It“ als fünfter Song ist der erste Hit. „Whoo! Alright, Yeah …“ und schließlich „House Of Jealous Lovers“ besorgen den Rest, Luke Jenner blickt in die kochende Crowd und nickt wissend: Wir kriegen euch immer noch. Wenn auch mit den alten Hits, wenn auch der „Punk“ einer grundzufriedenen Ruhe gewichen ist. So funktionieren nicht alle neuen Songs – das ungewöhnliche „Come Back To Me“ kommt überraschend gut an, bevor „How Deep Is Your Love“ das Konzert erwartungsgemäß furios beendet. Bleiben Fragen: Warum so wenig Nachfrage? Und: Scheint das die Band deswegen nicht zu jucken, weil drei Viertel schon Eheringe tragen?