Bob Dylan verändert


New York ist eigentlich gar keine ach so schöne Stadt. Doch es gibt da eine Strasse, in der man der Hektik, mit der man sonst überall von Millionen Amerikanern konfrontiert wird, nicht so ausgesetzt ist. In der McOoughall Street gibt es ein kleines Lokal, in dem man für wenig Geld die appetitlichsten Pizzas verspeisen kann. Die vielen kleinen, gemütlichen Cafes verleihen der Mc-Dougall Street eine nette, ruhige Atmosphäre. Hauptsächlich junge Leute bummeln durch die Boutiquen, bleiben ab und zu stehen, begrüssen Bekannte oder suchen, wenn es regnet, Schutz unter einer der bunten Marquiesen. 1965 verliess ein Junge mit seiner Gitarre seinen Geburtsort Minnesota und zog nach New York.

Er landete letzten Endes im „Folklore Centre“, einer kleinen Kneipe in der McDougall Street. Das war der Treffpunkt für junge Leute die ihre Musik, verbunden mit sinnigen, gefühlvollen Texten als eine Botschaft in die Welt schickten. Bob Dylan (denn um ihn geht es ja in diesem Artikel) gewann in dieser Zeit viele Freunde unter den McDougall-Leuten. Dann veränderte sich vieles, als er der folkmusik farewell sagte um sich mehr dem folk-rock zu widmen. Das Motorradunglück, das er hatte, wurde zum Wendepunkt in seinem Leben. 18 Monate lang lebte er ganz zurückgezogen, irgendwo, wo weder Reporter noch Fotografen und noch nicht mal die Fans ihn aufstöberten. Seine Gesundheit besserte sich nur äusserst langsam, er schien sich nicht nur äusserlich zu verändern, die gezwungene Ruhepause machte ihn nachdenklich und das war es wahrscheinlich, was ihn dazu bewegte, eine positivere Lebensphilosophie zu entwickeln. 1968 trat Dylan zum ersten Mal wieder in die Öffentlichkeit, er gab ein Konzert in der Carnegie Hall. Er war dicker geworden, sein Haar kurzer und etwas mehr kultiviert gestutzt, sein typischer nervöser Augenaufschlag hatte einem ausgeglichenen Blick Platz gemacht. Mit seiner Frau, seinen vier Kindern, von denen zwei seine eigenen und zwei adoptiert sind, lebt er jetzt gleich Millionen anderer Menschen auf der Welt. Nett und freundlich präsentiert er sich heute auf seinen Platten dem Publikum, verschwunden sind Agression und Protest. Er hat ein eigenes Studio zur Verfügung, in dem eifrig mit jungem Talent gearbeitet wird.

(Eine seiner Entdeckungen ist „The Band“, eine Gruppe, die es inzwischen zu ganz grosser Popularität gebracht hat). Zu Dylan’s Zukunftsplänen gehört auch die Idee, irgendwann einmal einen eigenen Konzern im „Apple“ Stil aufzubauen. Seine wichtigste Stütze ist Manager Albert Grossman, der gleichzeitig auch sein Freund ist. Ein Mann, der die geschäftlichen Angelegenheiten nicht nur für Dylan, sondern auch für Peter, Paul & Mary, Janis Joplin, The Band und Ronnie Hawkins regelt.

Trotzdem sich Bob Dylan so entscheidend verändert hat, so bedeutet das nicht, dass er jetzt Interviews, Auftritten etc. aufgeschlossener gegenübersteht. Diese Dinge sind nach wie vor für ihn tabu. Er hat eine unbeschreibliche Abneigung gegen alles, was in irgendeiner Form mit Publicity zu tun hat. Unwillkürlich kommt jedoch die Frage auf, ob Dylan tatsächlich seinem Vorsatz getreu niemals wieder live auftreten wird. Er ist und bleibt doch ein Künstler mit einer etwas nazistischen Einstellung. Darum wird er sich doch eines Tages wieder nach seinem Publikum sehnen. Und es ist sicher, dass die Fans dann auch wieder für ihn da sein werden. Genau, wie früher…