North Sea Radio Orchestra

Dronne

Household Mark/Broken Silence

Avantgarde-Schönklang mit Schieflage in der Nische zwischen Neo-Klassik und Robert Wyatt.

Dass Craig Fortnam sein North Sea Radio Orchestra in den vergangenen Jahren nahe an Robert Wyatt herangeführt hat und dessen Songs neu arrangierte, war ein naheliegender Schritt. Ähnlich wie Wyatt arbeitet das Ensemble an einem Schönklang abseits des üblichen Ästhetikverständnisses. Die klassisch trainierten Musiker lassen es immer wieder zu, dass windschiefe Folk-Einflüsse und wackelige Avantgarde-Entwürfe ihre neoklassischen Arrangements torpedieren. Die Musiker langweilt die Perfektion der Partitur. So, wie Robert Wyatt sich nur dann für glatten Pop interessiert, wenn er die Oberfläche zerkratzen darf.

Auf ihrem vierten Album DRONNE lässt das Kollektiv nun zum ersten Mal echte Improvisationen zu. Grundlage ist der Robert-Wyatt-Song „The British Road“, den die Musiker in eine Art Spieldosen-Kraut-Pop verwandeln. „Queen Of All The Day And Night“ klingt dagegen, als hätte das Orchester aus den Archiven ein altes, von Sandy Denny gesungenes Nick-Drake-Stück entstaubt. Das Titelstück wiederum spielt beharrlich mit Dissonanzen, das kann schon mal nerven – wird aber von „Alsace Lorraine“ abgefedert, einem komplexen Lied auf dem Niveau der jüngsten Stücken von Joanna Newsom. Die abschließende, zweigeteilte Suite „Dinosaurus Rex“ klingt schließlich wie eine Albtraumversion von Yann Tiersens „Amélie“-Soundtrack. Mit Dino statt Gartenzwerg.