Birth Control stolperte durch die Schweiz
Proteste, die unmittelbar mit ihnen zusammenhängen, sind den 4 Berlinern von BIRTH CONTROL nichts Neues. Mal sind es die Packerinnen von E.M.I. in London, die nicht mehr länger solche unzüchtigen Produkte in die schamlosen Hütten stecken wollen, mal ist es ein Ratsherr in Deutschland, der von einer Pornogruppe und Verletzung der öffentlichen Moral spricht, und mal ist es ein Polizeipräsident in der Schweiz, der seinen Mitbürgern solche Schweinereien nicht zumuten kann. Proteste regen sich schon bei dem Namen BIRTH CONTROL (Geburtenkontrolle), aber die Proteste erreichen vollends ihren Höhepunkt, wenn Geburtenkontrolle entsprechend illustriert wird. Man bedient sich da z.B. Antibabypillen, Verhütungsspiralen, Neugeborenen, übervölkerten Slums und zu guter Letzt des segnenden Papstes. Das so etwas in der streng katholischen Innerschweiz nur bedingt gut gehen konnte, hätte besonders dem Schweizer Veranstalter klar sein müssen. Aber man bedient sich ja auch deshalb solcher Mittel, um Tabus aufzudecken. Im Kanton Zug ist der Papst und mit ihm die Katholische Kirche, zusammen mit der Obrigkeit eine Verbindung eingegangen, die sich auf eine einseitige Unterstützung verlassen kann. Da spielt sich ein Polizeipräsident als Hüter der Moral auf, als Amme für die erwachsene Bewölkerung. – Das Konzert wurde abgesagt. Auch in der „liberalen“ Schweiz hat eben der das Recht, der die Macht besitzt.
Reinhold Sobotta, Orgel, Bernd Noske, Schlagzeug, Bernd Koschmidder, Bass, und Bruno Frenzel, Gitarre, ist das nichts Neues. Nur hier hatte die Intoleranz die höchste Sprosse erklettert. Die nachfolgenden Konzerte in Brunnen, Luzern, Zürich und Basel standen alle unter dem Zeichen der ersten totalen Ablehnung in Zug. Die Bevölkerung wurde durch die nachfolgenden Pressepublikationen aktiviert und so war es nicht verwunderlich, dass Plakate von den Wänden gerissen wurden und Politiker „vom Aufstand des gesunden Volksempfinden“ sprachen.
Die Schweizer machten auf ihre Art deutlich, was sie von Geburtenkontrolle halten, nämlich: gar nichts! Auch wenn es sich dabei um eine Musikgruppe handelt, die sogar gut ist, besteht doch das rote Tuch „Birth Control oder Geburtenkontrolle“ weiterhin für die Schweizer. Ein Regierungsempfang, der in Luzern geplant war, fiel wegen der massierten Reaktion der „rechten Schwarzen“ aus. Dafür klappte aber ein Besuch bei dem Schweizer Chemiekonzern CIBAG, wo Antibabypillen „en masse“ produziert werden, und eine Autogrammstunde im Brugger Warenhaus „Jelmoly“. Trotz dieser Innerschweizer Protestaktion haben BIRTH CONTROL nicht den Mut verloren, und sie denken nicht daran, sich einen neuen Namen zu suchen.