George Harrison kämpft gegen Hunger und Elend


In den beinahe neun Jahren, die die Beatles bestanden, ist es der mysteriösen Persönlichkeit Harrison nie gelungen, sich den beiden dominierenden Mitgliedern der Gruppe, Lennon und McCartney, gegenüber zu behaupten. Der ruhige Sologitarrist lieferte zwar Kompositionen für diverse LP’s, aber denen schenkte man nicht einen Bruchteil der Aufmerksamkeit, die sie verdienten. Dennoch hatte er, direkt oder indirekt, oft seine Hand im Spiel, wenn sich für ihn und seine „Brüder“ musikalische Veränderungen ergaben. George Harrison weckte das Interesse der anderen drei Beatles an der östlichen Musik. Die Folge davon war, dass die Gruppe beschloss, sich für einige Zeit in die „herrliche“, vor allem aber kostspielige Welt des Maharishi Yoga zurückzuziehen. Er war auch derjenige, der mit seinem „Within You, Without You“ auf der Sgt. Pepper LP die Sitar zu dem bis dahin schon gebräuchlichen Instrumentarium der Popmusik hinzufügte. Schon in der Zeit, in der die Beatles noch ein Begriff waren, produzierte er seine Solo-LP’s „Electronic Music“ und „Wonderwall“. Mit der Trennung der Beatles kam für Harrison die wenn auch etwas verspätete Gelegenheit, seine eigenen musikalischen Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. Er tat es mit dem dreiteiligen Album „All Things Must Pass“. Auf dieser LP, die gleichzeitig Debüt und erste Anerkennung für Harrison als vollwertigen Musiker war, wurde er immerhin von einigen sehr bekannten Musikern, unter anderem auch John Lennon, unterstützt. Eine Nummer des Album bezieht sich auf John zu Ehren dessen Geburtstages. Man sang ihm ein Ständchen auf die Melodie zu Cliff Richards „Congratulations“. Grund genug für die Komponisten dieses Songs, Schadenersatz zu verlangen. Dasselbe versuchten die Komponisten des Chiffon Hits „She’s So Fine“, die behaupteten, „My Sweet Lord“ sei eine Kopie ihrer eigenen Nummer.

Harrison hilft Flüchtlingen. Vor einiger Zeit wurde in London das neue Apple-Studio eröffnet. George Harrison war der einzige „Beatle“, der bei der Einweihung des Studios zugegen war. George, der im allgemeinen schwierig zu erreichen ist, war bei dieser Zusammenkunft bereit, einige nähere Erläuterungen betreffs seines New Yorker „Bangla Desh“ Konzertes für die Pakistanischen Flüchtlinge abzugeben. In Kürze soll ein Triple-Album dieses Ereignisses erscheinen. Auch hier gab es unvorhergesehene Probleme. Die Plattenfirma von Bob Dylan zum Beispiel gab mehr als widerwillig ihre Zustimmung für Dylans Teilnahme an diesem Wohltätigkeitsprojekt. George Harrison sagt hierzu: „Ich versuche nun, da diese Schwierigkeiten aus dem Wege geräumt sind, die Platte so schnell wie möglich auf den Markt zu bringen. Ausserdem will ich die Plattenfirma davon überzeugen, dass es besser ist, die Platte zum Herstellungspreis zu verkaufen, denn sonst können sich nicht viele Menschen ein Triple-Album leisten. Alle Mitarbeiter verzichten auf ihre Gage. Wenn sich die Platte gut verkauft, dürften wir eine Menge Geld zusammenbekommen. Bob (Dylan) und ich haben auch bereits den Film des Konzertes an diverse T.V.-Stationen verkauft“. Die beiden Konzerte im New Yorker Madison Square Garden waren so erfolgreich, dass die Organisatoren Ravi Shankar und Harrison weitere derartige Konzerte planen, aber dann in England. Wenn alles so klappt, wie George sich das vorstellt, werden sich die Einnahmen auf einige Millionen belaufen. Das Geld geht an all die hungernden Menschen, die wahrscheinlich noch nicht einmal wissen, wer oder was George Harrison, die Beatles oder Bob Dylan sind.