Mott The Hoople
Im Jahre 1971 verging kaum eine Woche, in der man in den englischen Fachzeitungen nichts über Mott Tha Hoople lesen konnte. 1971 war, zumindest was England betrifft, das „Mott The Hoople-Jahr“. Die fünfköpfige Gruppe hat es, so sagt man, „geschafft“. Aufregend, dynamisch, vital ist ihre Show und gerade dieser Show haben sie ihre augenblicklich« Popularität zu verdanken. Mott The Hoople sollte man nicht gehört, sondern vor allen Dingen gesehen haben. Dass ihre Musik nicht aussergewöhnlich ist, beweisen ihre Platten. Dass ihre Auftritte jedoch viel mehr als nur aussergewöhnlich sind, das können diejenigen bestätigen, die die Genugtuung hatten, die Gruppe auf der Bühne zu erleben. Ihr werdet uns nach der Deutschland-Tournee der fünf Engländer Ende vorigen Jahres Recht geben. Zusammen mit der amerikanischen Formation Grand Funk Railroad gastierte Mott 1971 in unserem Land. Eine fabelhafte Zusammenstellung, denn Grand Funk ist gleichzeitig die Gruppe, mit der man Mott am ehesten vergleichen konnte. Beide zeichnen sich nicht durch überragende Musikalität, sondern durch ihren eindrucksvollen Stage-Act aus. Trotz mittelmässiger musikalischer Begabung zählt Mott The Hoople heute zu den betiebtesten Formationen Grossbritanniens, denn Musik, gleichgültig ob gut oder schlecht, ist eine Form von Kommunikation und Mott The Hoople ist eine der Gruppen, die dies Möglich‘ keilen auf ihre Weise nutzen.
Natürlich fiel ihnen der Erfolg nicht in den Schoss. Sie haben die Höhen und Tiefen, die „Up’s“ und „Down’s“ mitgemacht, die den Aufstieg fast jeder Gruppe prägen: Perioden finanzieller Not, weil sie lieber ihren eigenen Sound kreieren wollten, als sich dem allgemeinen Pop-Gezwitscher anzuschliessen; Nächte, in denen sie fünf Stunden hintereinander in Irgendwelchen Provinzclubs spielen mussten: Tage dunkler Depressionen, als ihnen der Durchbruch nicht gelingen wollte und schliesslich strahlende Hoffnung, als sie es doch schärften als die Leute endlich aufzuhorchen begannen, lan Hunter, dominierende Figur der Gruppe, betrachtet Mott The Hoople als Lebensanschaul ung.“Ich sage nicht viel, ausser, wenn wir spielen. Ich rede viel und sage nichts. Aber wenn ich einen Song schreibe, sage ich eine Menge. Ich kann meine Gefühle nicht in Gesprächen widergeben. Unser Manager, Guy Stevens, sagt, ich sollte nicht reden, sondern nur schreiben“.
Tatsächlich enthält die Musik von Mott The Hoople, wie die vieler anderer Gruppen heute, ein« Aussage über die Welt, in der wir leben. Die Mitglieder der Gruppe sind jung wie ihr Publikum und doch in der Welt der Musik schneller erwachsen geworden. Sie haben erfahren, was es heisst, finanzielle Not zu leiden, ‚ sie haben die Lebensweise anderer Länder kennengelernt, sie haben heute die Möglichkeiten, die ihren Vätern nie offenstanden. Und diese Erfahrungen wollen lan, Mick, Overend, Verden und Bufftn so gut, wie sie es vermögen, an ihr Publikum weitergeben. Mit ihrer Musik, mit ihrer Show.