Motorama
Dialogues
Talitres/Rough Trade
Der Sound der kühlen Post-Punk- Russen wird wieder rauer.
Betroffenheit, Zärtlichkeit, Schmerz: Genau davon kann man schnell mal übermannt werden, wenn man die Musik von Motorama hört. Im Dunst dieser Gefühle blinzelt manchmal die Liebe durch, nie mit purer Lebenslust, immer aber mit Tränen in den Augen. Und auch diesmal leiden die Herzen wieder zuckersüß.
Für DIALOGUES hat die Band aus Rostow am Don nun zaghaft an den Nuancen geschraubt. War sie zuletzt stärker den Dreampop-Gitarren verfallen, flimmern beim vierten Album wieder 80er-Synthies durch das Klangbild – was perfekt zur simplen Produktion der Platte passt, die ohne viel Tamtam mit einem alten Tascam-Portastudio über die Bühne gebracht wurde. Denn Motorama haben ein Faible für das Unfertige, die Schönheit des Hässlichen, sie scheinen sich vor allem dort wohl zu fühlen, wo es viel Schatten gibt, das hört man DIALOGUES nicht zuletzt wegen einiger schief gespielten Töne an.
Fast noch bemerkenswerter als der Mut zur offensichtlichen Ablehnung von Perfektionismus: die flaumigen Melodien, für die Motorama seit ihrem Debütalbum HORSES von 2008 bekannt sind und von denen sie sich auch für ihre neue Platte wieder erstaunlich viele herbeiphantasiert haben.