München: Down, Down, Downtown


Die Stadt München schiebt Jugendliche und ihre Musik mehr und mehr ins Abseits! Dank reichlich ungewöhnlicher Vergnügungsbesteuerung für Jazz, Rock und Kleinkunst in Räumen, in denen auch Getränke genossen werden, einem von Jahr zu Jahr strengerem Sperrstundengesetz, das den meisten Clubs, guten Discotheken, sowie Kleinkunstbühnen langsam den Garaus machte, wird nun ganz vehement vorgegangen. Kann sich das renommierte Jazz-Podium „Domicile“ nur noch durch überhöhte Preise und ziemlich konventionelles Programm über Wasser halten, der Künstlertreff „Marienkäfer“, auf Rocktheater und Ausgefallenes spezialisiert (Konstantin Wecker feierte hier seine ersten großen Erfolge), mit regelmäßigen Benefizveranstaltungen überleben, so ist nun auch dem noch einzig existenten Live-Club für Newcomer der Rockszene das Messer an den Kragen gesetzt worden. Das Münchener „Down Town“, anfangs desolater 50er-Jahre Schuppen, hat sich über eineinhalb Jahre hinweg tapfer zum Geheimtip und zur Plattform für junge Talente hochgearbeitet. Leute wie Ultravox!, Blondie, Robert Gordon, The Dictators, Jim Capaldi, Alan Price, aber auch deutsche Formationen haben hier ihre ersten und großen süddeutschen Erfolge gefeiert. Aber nun geht’s los: Zuerst wurde dem zur „Discothek“ erklärten Laden die 3 Uhr-Lizenz auf l.oo runtergeschraubt, jetzt hat man schließlich unter Angabe von obskuren, fadenscheinigen Gründen ein Musikverbot nach 22.00 erreicht. Angebliche Lärmbelästigung der Nachbarschaft (einer hat mit dem Tonband Aufzeichnungen gemacht!) und anderes, führte zu der Auflage, daß die Instrumente und Anlagen der Gruppen nicht mehr nach 22.00 im Hof des Lokals verladen werden dürfen. Das Ergebnis ist klar! Keine Band kann es sich erlauben, einen Tag ihr Equipment während einer Tournee im Hinterhof des „Down Towns“ herumstehen zu lassen. Das „Down Town“, ohnehin am Rande des Existenzminimums (bei einer monatlichen Miete von DM 15.000!) schließt deshalb am 31. Mai 78 mit einem Abschiedskonzert von Steve Hillage.