Münchhausen
Regie: Josef von Baky Darsteller: Hans Albers, Käthe Haack, Brigitte Horney, Ilse Werner, Ferdinand Marian u.a.
Senioren von heute leuchten noch oft die Augen, wenn von UFA-Filmen die Rede ist. Dabei waren diese Filme oft erbärmlich schlecht, jedenfalls nach 1933, als kein Film mehr ohne den Segen von Hitlers Propagandaminister Goebbels in die Kinos kam. Als Goebbels zum 25jährigen Jubiläum der damaligen Staatsfirma UFA den Film „Münchhausen“ in Auftrag gab, war die Kontrolle total. Während die Nazi-Truppen Europa und weitere Teile der Welt in ein Blutbad verwandelten, wurde in den Berliner Filmstudios Fröhlichkeit und Pomp geprobt. Hans Albers, der damals schon nicht mehr junge Haudegen und höchstbezahlte Filmstar jener Zeit, focht als Lügenbaron Münchausen mit Witz und vielen (Film-)Tricks durch aufwendige Kulissen, im teuren Agfacolor-Farbverfahren, das damals noch recht neu war. Am 5. März 1943 war Premiere, zu einer Zeit, als die Massenmorde an den Juden ins Unvorstellbare vorangetrieben wurden, als Goebbels den „totalen Krieg“ erklärt hatte, als die Feindbomber schon bei Tag über Deutschland ihre tödliche Last abwarfen.
Der Münchhausen-Film, der jetzt wieder in einer farblich und inhaltlich aufgearbeiteten Fassung in die Kinos kommt, war mit Herstellungskosten von 6,6 Millionen Mark der zweitteuerste von den rund 1000 Filmen der Nazizeit 1933-1945. Diesen Aufwand sieht man dem Film natürlich auch heute noch an, es wird eine Menge fürs Auge geboten, wenn auch die Tricks bei weitem nicht so grandios sind, wie oft behauptet wird. Hollywood war auch in diesem Punkte schon damals besser. Und trotzdem ergötzt man sich immer noch am Ritt des Lügenbarons auf der Kanonenkugel, an den prächtigen Kostümen und Kulissen und an den witzigen Texten, die von einem gewissen Berthold Bürger stammen. Hinter diesem Tarnnamen verbarg sich damals niemand geringeres als der große Satiriker und Kinderbuchautor Erich Kästner, dem die Nazis das Schreiben und Veröffentlichen zwar verboten hatten, dessen Bücher sie 1933 sogar öffentlich verbrannt hatten, dem Hitlers Lügenminister Goebbels aber eine Ausnahmegenehmigung gab, das Münchhausen-Drehbuch zu schreiben. Kästner sind denn auch die Einfälle zu verdanken, die den Film heute noch ansehnlich halten, ob das nun Münchhausens Liebesgeturtel mit „Käthchen“ (Katharina II.) von Rußland oder die Abenteuer auf dem Mond sind.