„Melvin und Howard“ – Der Kampf ums Überleben
Dem Film „Melvin und Howard“ liegt eine wahre Episode zu Grunde: Das Testament, in dem Howard Hughes einem armen Teufel, der ihm mal aus der Patsche half, Geld vermachte, wurde angefochten. Jonathan Danme machte daraus einen unspektakulären Film, in dem er eher undramatisch vorführt, daß Geld sich immer nur in eine Richtung bewegt. Ein kleiner unspektakulärer Film vom Leben in den USA. Selbst mittelmäßige amerikanische Filme haben in ihrer ruhigen, gelassenen Art, mit der sie sich dem alltäglichen Leben zuwenden, den meisten europäischen „Autoren“-Filmen ein fortschrittlicheres und lebendigeres Bewußtsein voraus. Jonathan Demme’s „Melvin und Howard“ sieht man an, daß Regisseur Demme sein Handwerk bei Roger Corman gelernt hat. Einfache, klare Bilder treiben die Geschichte voran, ohne die natürliche Geschwindigkeit des Erzählens außer Acht zu lassen. Die Geschichte des naiven Arbeiters Melvin Dummar und seiner Schwierigkeiten mit dem American Way of Life, speziell mit dem Geld, das man dazu braucht, ist wie so viele amerikanischen Filmgeschichten die Geschichte einer Bewegung. Die Bewegung gilt dem Geld, hinter dem Melvin (im wahrsten Sinne des Wortes) her sein muß; d. h. auf der Suche nach Jobs muß er öfter von einer Stadt in die andere fahren. Seine Träume vom großen Schlitten und eigenen Haus erfüllt er sich so lange auf Raten, bis ihm Frau und Tochter davonlaufen. Melvin, der zeitlebens hinter dem Geld her war, scheint zum Schluß sogar davon verfolgt. Wie gleich eine der ersten Episoden des Filmes zeigt, hatte er einmal der Geld-Legende Howard Hughes aus der Patsche geholfen, ohne ihn jedoch erkannt zu haben. Nach dem Tode des reichen Exzentrikers, scheint es, als sei der Wohlstand nun hinter ihm her — wie im später angefochtenen Testament verfügt. Doch selbst Melvin hat richtig erkannt, daß das Geld diesen umgekehrten Weg nie gehen wird. Der Film versagt sich dem naheliegenden Pathos des Mitleids. Die Figuren agieren mehr oder weniger hilflos in ihrem Kampf ums (Über-) Leben, es wird dem Zuschauer nichts vorgemacht. Man muß manchmal lachen, um die Wahrheit in den Kopf zu kriegen. Gut an der Reisegeschichte wirkt, daß den Bildern das Bewußtsein der Reise abgeht. Die Bewegung der Figuren durch verschiedene Städte in Kalifornien, Nevada und Utah ist nicht in unterscheidbare Stationen gegliedert. Sichtbar wird, wie der besondere Charakter der Reise die Unterschiede zwischen den einzelnen Orten verwischt:aufderSuchenachArbeit wird es egal, ob man in Las Vegas oder in Salt Lake City auf der Straße steht. Folgerichtig sieht man im Film nur anhand der Inserts, daß der Ort der Handlung gewechselt hat. Die Bewegung wird nur behauptet, während die Bilder den Stillstand konstatieren.