„Klar ist es grundsätzlich positiv, daß die deutsche Modem-Musik nach 30jähriger Sprachlosigkeit wieder die Sprache gefunden hat. Das Dumme ist nur, daß viele neue Bands gleich wieder in eine neue Sprachlosigkeit verfallen sind. Der neue deutsche Schlager ist genauso doof wie der alte deutsche Schlager, ist inhaltlich die gleiche reaktionäre Scheiße wie in den 50er Jahren, Werbemusik für die junge Union: optimistisch und strahlefrisch in eine Ungewisse Zukunft. Die Rechten freuen sich.
Diese Schlagertypen haben mit einem neuen Bewußtsein nichts am Hut. Die ZDF-Hitparade etwa steht ja nicht nur fürs ZDF, sondern für ,Bild‘, Springer und Sauer-Kohl. Die großen Glattbügler.
Den Begriff ,NDW‘ sollte man auf den Müll schmeißen, weil Hubert Kah oder Markus rein gar nichts mit experimentelleren Gruppen wie Ideal oder Spliff gemein haben. Diese Roboter-Ecke wie von Joachim Witt find ich allerdings auch nicht so toll, ebenso wenig DAFs Flirt mit der Nazi-Ästhetik.
Die NDW-Inflation haben wohl Industrie und Medien auf dem Gewissen. Die haben blind auf ein Pferd gesetzt und sich hysterisch totgejubelt. Dabei ist Geschmacks-Vielfalt bitter nötig, wenn es schon keine Meinungs-Vielfalt gibt.
Die Bands mit wirklicher Substanz werden sich durchsetzen. Aber das sollte man dann nicht mehr ‚Welle‘ nennen.“
