Bob Dylan Blonde On Blonde CBS S 62739/S 62 737
Im Jahr 1966, als dieses erste Doppelalbum der Rock-Geschichte erschien, thronte Dylan bereits auf dem Musik-Olymp. Legionen von Bands in aller Welt spielten seine Songs; viele von ihnen hatten ihren Dylan’lnterpretationen ausgewachsene Hits zu verdanken – von den Byrds bis zu den Turtles, von den Animals bis zu Manfred Mann.
BLONDE ON BLONDE präsentiert Dylan auf dem Gipfel seines Könnens. Ein Jahr, nachdem er auf dem Newport Folk Festival den Purismus der rein akustischen Gitarrenbegleitung fallenließ und die Ära des Folk-Rock einläutete, war er, was musikalische und vor allem textliche Originalität angeht, eine Klasse für sich. Vorbei war die Zeit der eindimensionalen Protest-Songs, statt dessen reflektierte man über sich und zwischenmenschliche Beziehungen, experimentierte mit psychedelischen Drogen oder neuen Formen des Zusammenlebens. Niemand hat die Stimmungen und die Gefühle dieser Zeit besser artikuliert als Dylan auf diesem Album.
Gleich das erste Stück „Rainy Day Women No. 12&35“ demonstriert Dylahs neue Radikalität:
“ They stone you when you re walking on the streets/ They stone you when you’re trying to keep your seats/ They stone you when your watking on the floor/ They stone you when your walking through the door/ But I would not feel so all alone/ Everybody must get stoned.“ Die Musik dazu könnte von wildgewordenen Marschmusikern aus New Orleans stammen.
Dagegen ist „I Want You“ wohl eine der unverkrampftesten und schönsten Liebeserklärungen, die je auf Platte gepreßt wurden. „4th Time Around“, eine klassische Ballade mit perlender Gitarre und Mundharmonika, erinnert noch an alte Folk-Zeiten, wogegen .,0bviously 5 Believers“ deutlich in die Rock-orientierte Zukunft zeigt.
Weitere Höhepunkte: „Memphis Blues Again“ und natürlich jener Song, der später in der Manfred Mann-Version weltweite Popularität erhalten sollte – „Just Like A Woman“: “ She takes just like a woman/ She makes love just like a woman/ She aches just like a woman/ But she breaks just like a little girl.“
Es mag nostalgisch klingen, aber auch für die heutige Zeit scheint Dylan auf BLONDE ON BLONDE „aktueller“ und aussagestärker zu sein als auf den meisten seiner späteren Alben.